Ich habe eine sehr liebe Freundin, die ich vor über 30 Jahren kennengelernt habe. So lange schon sind wir einander verbunden.

Anfangs waren wir die Satellitinnen zweier bester Freunde und damit haste-was-kannste in den Dunstkreis einer fröhlichen Clique aufgenommen. Das waren unsere ersten gemeinsamen Jahre, in deren Verlauf wir dann zwischen tollen Festen und großen Liebesdramen auch zu engen Freundinnen wurden. Und zumindest das hat bis heute Bestand gehabt. Alles andere hat sich sehr verändert – und wir mit.

Wir sind jetzt in der zweiten Hälfte unserer 50er und ich bin oft besorgt um meine Freundin. Sie hat sich sehr zurückgezogen, rein geografisch raus in “die Wallachei” und auch innerlich in eine sehr abgeschottete Seelenwelt. Sie ruft nur selten an, sie hat zu Hause kein Internet und damit auch keine E-Mail, sie hat ein Handy, das sie nicht anmacht, und wenn ihr Anrufbeantworter mal anspringt, obwohl er das gar nicht soll, dann hört sie ihn wochenlang nicht ab. Kurzum, das Nutzen praktischer Kommunikationswege ist nicht so ihr Ding… Wenn wir uns sehen, ab und zu zum Essen, dann erzählt sie zwar viel, aber am Ende des Abends weiß ich immer noch nicht, wie es ihr wirklich geht. Sie hat ganz schön dichtgemacht in den letzten Jahren.

Und was tue ich? Ich lebe mein kleines Leben vor mich hin und nehme mir zu wenig Zeit für sie. Aber hier müßten ja vielleicht auch zwei Menschen ein bißchen was anders machen… Denn an verschwundener Zuneigung liegt es nicht, da bin ich mir ziemlich sicher.

 

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