Nein, ich bin kein kreatives Genie, das lange schläft, dann ein bißchen herumdenkt und am Ende ein fettes Honorar für den einen weltverändernden Geistesblitz einstreicht. Ich bin nur eine ideenreiche Person mit einem Grafik-Design-Studium, die sich hauptsächlich im Feld der eher pragmatischen Gebrauchsgrafik bewegt. Ich habe den Beruf in den 80er Jahren gelernt, streng analog mit Satzfahnen, Sprühkleber, Schere, Druckfilmen, Retuschen und angemessenen Zeitabläufen. Ich bin seit 1990 selbstständig und den ganzen digitalen und Online-Bereich habe ich mir später nach und nach durch „learning by doing“ angeeignet. Ich bin quasi ein Hybrid, denn ich kann – und mag – beide Welten…

Grafik-Design ist Inspiration, Wissen, Erfahrung, Talent, außerdem eine nicht zu unterschätzende Portion Sorgfalt und Handwerk. Der Computer ist dabei ein Werkzeug, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich persönlich habe mein nachweislich vorhandenes Zeichentalent über Jahre sträflich brachliegen lassen, dafür aber ein verläßlich gutes Gespür für Layout, für die gefällige Kombination von Text- und Fotoelementen, für einen wirksamen Slogan und den kurzen Text „auf den Punkt“. Ich achte für meine Kunden auf Kontinuität in ihrer Außenwirkung. Ich bin der verblüffungsfeste Ruhepol in Chaosprojekten – wie z.B. Magazinen mit vielen Anzeigenkunden. Ich denke mit, immer. Ja, ich tu, was ich kann. Sic!

Mein erster Arbeitsplatzcomputer war tatsächlich ein PC, da ich damals in einem Unternehmen arbeitete, das nicht nur Flugsimulatoren entwickelte (für Kenner der Region: CAE in Stolberg), sondern nebenbei auch ein bißchen mit IBM-Computern handelte.

Aus diesem Job heraus machte ich mich selbstständig, ohne je einen Mac vor mir gehabt zu haben. Meine Hardware waren also damals PCs und sind es aus vielerlei guten Gründen bis heute. Und Anfang der 90er war es richtig, richtig schwierig, ein Belichtungsstudio zu finden, das mit Windows-Dateien klarkam. Heute ist das ja zum Glück alles überhaupt kein Problem mehr und dieser ewige Glaubenskrieg – Mac oder PC – ziemlich vorbei. Ich erkläre es augenzwinkernd gerne so: ich fahre auch lieber Schalt- als Automatikwagen.

Also nein, ich arbeite nicht mit Mac.

Grundsätzlich ist übrigens die Hardware auch gar nicht so wichtig, sondern 1. der Designer, der geschickt und routiniert mit 2. seiner Software umgehen kann. Und ich gehe konkret um mit

CorelDraw oder Illustrator für Zeichenaufgaben

Photoshop für alle Bildbearbeitungaufgaben

QuarkXpress für alle Layoutaufgaben im Print- oder Editorial-Bereich

Acrobat zum Erzeugen von PDF-Daten, die vom Erstentwurf bis zur fertigen Druckdatei immer gebraucht werden

WordPress für Websites (früher war es NetObjects als mein persönlicher WYSIWYG-Einstieg ins Webdesign)

 Word oder OpenOffice als Knechte zur Texterfassung bzw. -vorbereitung

Das sind meine wesentlichen Werkzeuge, ohne die ich nicht vernünftig arbeiten könnte. Für all meine Software bevorzuge ich Versionen, die auf meiner Festplatte installiert sind – ich kann also auch dann arbeiten, wenn das Internet mal kaputt ist. Finde ich ziemlich wichtig.

Um die softwaremäßigen Must-haves herum tummelt sich natürlich viel Kram, der nur temporär oder je nach Projekt wichtig ist, dann aber wieder verschwindet und daher hier gar nicht erst aufgezählt wird. Muß ich ältere Projekte nochmal öffnen, weil zum Beispiel ein Kunde eine geänderte Neufassung haben will, schüttele ich manchmal den Kopf über mich selbst, wie umständlich oder altmodisch oder kompliziert ich eine Sache aufgebaut habe – daran merkt man aber auch am besten, wie sehr man ständig dazulernt.

Mit dem Umzug ins Klein-aber-mein-Büro vor nunmehr 13 Jahren habe ich einiges abgeschafft, das durch Digitalien sowieso überflüssig geworden war. Zum Beispiel meinen wundervollen, riesigen Leuchttisch, auf dem ich früher Negative und Dias begutachtete oder Retuschen in Druckfilmen vornehmen konnte. Das wird alles heute nicht mehr gebraucht. Auch den Fast-Herzinfarkt, weil im Büro eine Putzfrau offensichtlich einen nassen Eimer auf einer blöderweise nicht abgedeckten Reinzeichnung abgestellt hatte (Papier! Wasser! Tusche! Eigene Doofheit!), würde ich heute in der Form nicht mehr erleiden müssen.

So viele Berufe und auch Werkzeuge sind in der Design-Branche überflüssig geworden, seit ich in den 80er Jahren begann, diesen Beruf auszuüben. Fotosetzer… Lithographen… Heute ist der ausführende Designer alles in einer Person, er setzt den Text, er bearbeitet das Bildmaterial, er erzeugt am Ende die druckfähigen Daten. In meiner Designer-Generation konnte uns die FH das alles – weil noch nicht erfunden – natürlich noch nicht beibringen, man mußte sich das alles später selbst erarbeiten.

Die rasante Entwicklung der Technik führt zu viel mehr Know-how – und viel mehr Verantwortung als früher… Geht im Print-Bereich (immer noch die klassische Anwendung für Grafik-Design) mal was schief, zeigt am einen Ende der Kunde empört auf den Designer. Und am anderen Ende mit Unschuldsmiene die Druckerei! Der Designer hat’s verbockt, wer soll es denn auch sonst gewesen sein. Kurz gesagt: Nervenstärke gehört unbedingt auch mit zum Equipment!

Womit ich dann auch beim gleichzeitigen Fluch und Segen des Freiberufler-Arbeitens angekommen bin: in Deinem kleinen Büro machst Du – vielfach – alles selbst, den Kundenkontakt, das Denken, das Handwerkliche und den Verwaltungskram. Du hast die volle Arbeit, den vollen Erfolg oder auch mal die volle Niederlage, jedenfalls die volle Verantwortung, immer wieder, bei jedem Projekt. Das ist anders als in großen Agenturen und das muß man mögen!

Und was die „volle Arbeit“ im Einzelnen so sein kann, erzähle ich in den nächsten Folgen. Diese erscheinen ab jetzt unregelmäßig, aber wenn, dann montags…


 

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