MO | 27.1.

Ich muss tatsächlich persönlich zu meiner Sparkasse. Weil ich meine neue EC-Karte nur bis zum 31.12. selbst und online aufs neue und vorgeschriebene TAN-Verfahren hätte umstellen können. Habe ich Dummerchen aber erst nach Silvester den Brief aufgemacht, weil ich die Karte vorher nicht brauchte. Digitalisierung ist immer noch ein bunter Drache voller Überraschungen.

Die ganze politische Besorgtheit frisst meine Energie. Herrje, werde ich mich jetzt noch fast einen Monat durch die Tage bis zur Wahl schleppen? Und was wird danach? Ich glaube, ich sollte dringend meinen Fokus justieren.

Abends erlebe ich im Büchelmuseum, wie Hingabe an EIN Thema aussehen kann – hier das lebenslängliche Sammeln der Werke EINES Künstlers –, und bin erneut sehr beeindruckt von Herrn von der Laage und seiner Leidenschaft. [Foto]

DI | 28.1.

Das kann nicht warten bis zum nächsten „Was schön war“ – diese Seite mit tollen Plakatvorlagen, die ich zufällig entdeckt habe: plakatdemokrat.de. Und wem das stilistisch zu einseitig ist, der wird auch hier fündig: verlagegegenrechts.de/plakate-gegen-rechts. Downloaden und weiterverteilen sind ausdrücklich erlaubt.

Ich bin übrigens eine begeisterte Leserin der kleinen Profiltexte, die jeder über sich selbst unter sein Social-Media-Profilbildchen schreiben kann. Sehr hilfreich, um die eigene Timeline auf Niveau zu halten. Hier finden sich nämlich nicht nur nüchterne Infos, sondern auch viel wunderbarer Humor… Und gelegentlich weniger Wunderbares, dann weiß man aber auch direkt, woran man ist.

MI | 29.1.

Mein heutiger Lunch ist der beste Beweis, wie obsolet die in vielen Köpfen immer noch gedachte Trennung zwischen online und offline längst ist: Ute, in Berlin lebend, und ich trafen uns vor Jahren auf Twitter und waren ziemlich oft auf einer Wellenlänge. Als ich sie dann irgendwann fragte, ob sie zufällig etwas zu tun habe mit Herrn Dr. [Nachname des ehemaligen Hausarztes meiner Mutter], kam von ihr ein „Ja, das ist mein Vater!“ Deshalb ist sie auch öfter hier in der Gegend und wir können uns immer wieder mal persönlich treffen – so ist es, das echte Leben zwischen Internet und Alltag.

Und ganz nebenbei zeigt diese hübsche kleine Geschichte noch etwas: Für neue Freundschaften ist es nie zu spät.

DO | 30.1.

Ich hoffe, ich werde die Bilder von gestern irgendwann wieder los – jubelnde, sich beglückwünschende Rechtsaußen in unserem Parlament. Meine Güte, Herr Merz, wie schamlos und geschichtsvergessen kann man sein?! Ich bin wirklich entsetzt.

Nach dieser Abstimmung hielt die Abgeordnete Heidi Reichinnek eine sehr dezidierte Wutrede – hier der Link für Interessierte: youtu.be/Rede_Reichinnek (zweieinhalb Minuten, die sich lohnen). So fühle ich mich auch nach gestern.

Und wo wir gerade sowieso politisch sind, guckt Euch doch mal den Real-O-Mat an. Anders als der Wahl-O-Mat schaut dieses Tool nicht auf Wahlversprechen, sondern gleicht das tatsächliche Abstimmungsverhalten der Parteien mit unserer persönlichen Position ab, Grundlage sind dabei Anträge und Gesetzentwürfe im Bundestag. Ganz interessant. – Ich selbst freue mich über stabile 0% Übereinstimmung mit Rechtsaußen…

Ich bin mütend. (Immer noch eine tolle Wortschöpfung.) Aber mit Schwerpunkt auf wütend.

FR | 31.1.

Nervosität den ganzen Tag wegen der bevorstehenden Abstimmung im Bundestag – und am Ende geht das von der C-Partei geplante Gesetz zur Begrenzung der Migration mit 338 Ja- und 349-Nein-Stimmen nicht durch. Uff, das war knapp! Auch wenn das zu eindimensional gedacht ist, gönne ich mir heute abend trotzdem ein kurzes Gefühl der Erleichterung.

Vielleicht besinnt man sich nun endlich darauf, bestehende Möglichkeiten von Legislative und Exekutive konsequenter anzuwenden, anstatt unser Land in etwas komplett Widerliches, Schämenswertes zu verwandeln?

Was für eine Polit-Show diese Woche, was für ein Scherbenhaufen an zerstörtem Vertrauen… Untereinander und bei den viel besprochenen „Menschen im Land“.

SA | 1.2.

Als ob wir nichts anderes zu tun hätten. Was uns diese Sch***-Nazis und nun auch noch diese „christlich-demokratischen“ Verräter eine Zeit und Aufmerksamkeit kosten, herrje… Mittags Anti-Rechts-Kundgebung am Büchel. Ich radele hin und bin bei 4°C nach einer halben Stunde Herumstehen, Zuhören, Plakathochhalten und Klatschen komplett durchgefroren. Breche deshalb vor Ende für mich ab und fahre wieder nach Hause. [Foto]

Ist schon ganz schön blöd, ne? Daß dieser gepushte „Platz der Demokratie“, diese künstliche kleine Neuerfindung am Büchel so wenig Sonne abkriegt, selbst wenn sie scheint. Und wo sie in der nächsten Nähe hinschien, war Rasen, auf den man nicht treten durfte, weil marode… Mich jedenfalls überzeugt das Büchel-Projekt immer noch nicht. Zu viel Sozial-Pädagogik, zu wenig echter Nutzen für die Bürger.

SO | 2.2.

Sehe die Bilder von gestern abend vom vollen Katschhof und bin stolz auf meine Stadt. No pasarán!

Und dann stelle ich mir vor, wie Frau Merz zu Herrn Merz sagt: Hast Du schon gesehen? Allein 80.000 in Hamburg auf der Straße… Und dann erwidert Herr Merz: Ach, Schatz, die beruhigen sich auch wieder, bis zur Wahl ist das vergessen. WIR haben schließlich NICHTS falsch gemacht. Die Grünen … blablabla.

Noch 21 Tage bis zur Bundestagswahl. Zumindest ich – und viele, die ich kenne -, werden diese wilde Bundestags-Woche, diesen politischen Verrat von Merz und seinen Getreuen an uns Demokraten nicht vergessen.

Ach ja: ich wähle grün. Natürlich sind auch die Grünen nicht perfekt – aber sie haben als einzige Partei unser wichtigstes, in diesen Tagen allzuoft vergessenes Thema im Blick: den sehr krisenhaften Klimawandel. Denn auch in dieser Hinsicht ist es fünf vor zwölf.

P.S.: Nächsten Samstag um 14 Uhr organisieren die OMAS GEGEN RECHTS eine „Wahlermutigungskundgebung“ auf dem Aachener Markt, abschließend stellt sich eine Menschenkette „schützend vor das Rathaus“. [Foto]

Fotos sind meine eigenen; Oma-Plakat ist von deren Webseite.

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