Ich gucke derzeit einer überaus netten Person, die ich sehr mag, ziemlich hilflos dabei zu, wie sie über ihr großes Leid sinniert, wie sie damit umgeht und wie es ihr von Tag zu Tag mit dem Bewältigungsprozess geht. Dabei schafft sie das kryptische Kunststück, noch nicht ein einziges Mal gesagt zu haben, was eigentlich konkret passiert ist, um sie in dieses tiefe, schwarze Loch stürzen zu lassen.

Folge ist – nur allzu menschlich –, daß sich liebevoll-solidarisch Mit-Leidende auf der gemeinsamen Social-Media-Plattform den Kopf zerbrechen über dieses unausgesprochene Was. Keiner traut sich, ganz direkt zu fragen, gemeinsame Spekulationen laufen im Hintergrund, Theorien erhärten sich… Es geht nicht um unbotmäßige Neugier, es geht um Sorge. Alle wollen helfen, aber keiner weiß, wie. Und alle respektieren das unentwegt signalisierte Keine-Menschen-und-keine-Nähe-bitte. Kein Trost scheint möglich. Es herrscht diffuse Ratlosigkeit.

Und eigentlich will man in einer offensichtlich tieftraurigen Situation gar nicht Voyeur sein, es fühlt sich so ungeheuer ungehörig an. Man will deshalb auch die Statusmeldungen im Blog nicht wirklich lesen – tut es aber natürlich doch. Weil man wissen will, ob heute irgendetwas anders als gestern ist. Ob es wieder hoffnungsvollere Signale gibt. Ob es ihr besser geht. Tag für Tag.

Das Internet ist ein merkwürdiger Ort.


 

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