„Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle“, sagt Merz am Rande des G-7-Gipfels in Kanada in einem ZDF-Interview. Herrje, Bundeskanzler – mal wieder völlig in Ton und Wortwahl vergriffen.
Ich maße mir nicht an, die unendlichen Nahost-Konflikte auch nur zu verstehen, und halte mich deshalb auch auf Social Media mit diesbezüglichen Kommentaren komplett zurück – doch der Begriff Drecksarbeit ließ mich erstarren.
Denn ich lebe, seit ich in die Schule kam, in einer weltoffenen Universitätsstadt. Schon als Oberstufenschüler hatten wir ganz selbstverständlich auch persische Freunde – damals sagte man noch Persien –, kannten mit der Zeit deren Lebensgeschichten, manche meiner Freundinnen haben später Iraner geheiratet, manche Freundschaften haben all die Jahrzehnte seitdem überdauert… Die Verbindungen waren und sind also vielfältig und zumeist langlebig – wir wissen daher sehr genau um die Tatsache, daß im Iran keineswegs nur Anhänger des dortigen Regimes leben. Wir wissen um die konkreten Repressalien, denen die iranische Bevölkerung zu großen Teilen unterliegt. Und wir wissen natürlich, daß unsere hiesigen Freunde sich wegen der begonnenen Bombardierungen derzeit kaum auszuhaltende Sorgen um ihre im Iran lebenden Familien machen.
Und dann kommt dieser Bundeskanzler daher und spricht gedankenlos von Drecksarbeit. Er meint de facto das Töten von Menschen… Das ist – abseits aller unüberblickbaren politischen Gemengelage – eine menschliche Kälte, die ich schrecklich finde.
Uschi Unbedarft ist mein persönliches Pendant zu Marion Mustermann.
Uschi heiße ich wirklich, für unbedarft halte ich mich eher selten.
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Liebe Uschi,
ich bin Dir für diese von Empathie beflügelten Worte unendlich dankbar!!!
Vor allem, da ich momentan einfach nur noch sprachlos bin, vor allem hinsichtlich der Gefühlskälte „unserer“ deutschen Politiker. Es „wärmt“ umso mehr, wenn man sieht, dass Merz nicht im Namen „aller Deutschen“ spricht.
Üben wir uns in Resilienz!
Liebe Elke, man muß sich ja immer fragen, wo er „die Mehrzahl findet es gut“ herholt – in meinem Umfeld jedenfalls fand die Mehrheit diesen Begriff vollkommen daneben.
Wie würde Greta sagen? „How dare you“ – zu Recht.
Ja!
Absolute Zustimmung, liebe Uschi! Als jemand, die Persien 2x bereist hat, ebenfalls viele Freunde und Kollegen aus Iran hat/hatte, hat es mir das Herz ob dieser hässlichen Wortwahl gebrochen! Ja, das Regime kann weg, Freiheit für die Menschen. Aber so lange es auch die Zivilbevölkerung treffen wird, ist Achtsamkeit in den Begriffen angebracht.
Du hast völlig recht. Völlig daneben diese Wortwahl und schon gar nicht diplomatisch.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine, ich stimme Dir im Prinzip zu. Aber leider würde m.E. auch eine diplomatische Wortwahl nichts am politischen Inhalt seiner Worte ändern! Für mich ist nicht nur der Begriff „Drecksarbeit“ abscheulich, sondern vor allem die darin zum Ausdruck kommende Sichtweise, dass dieser völkerrechtswidrige Angriff politisch legitim, rechtens und erforderlich ist. Als genauso perfide empfinde ich den Zusatz, dass er „den Mut“ des israelischen Militärs bewundert, diesen Angriff durchzuführen. Mutig waren für mich die jungen Frauen und Männer, die – kaum volljährig – vor fast drei Jahren erhobenen Hauptes durch einen schwerbewaffneten Kordon an Revolutionsgarden schritten, damit sie an einer Demonstration gegen das Regime teilnehmen konnten, um anschließend von ebendiesen Revolutionsgarden durch die Straßen gejagt und verletzt zu werden. Diesen mutigen Menschen gilt meine Hochachtung.