MO | 24.2.
Der schwärzeste erste Tag nach einer Wahl, seit ich wählen darf. Das faschistische Gift träufelt ein, ich fasse es nicht.
DI | 25.2.
WordPress weiß einen doch immer wieder mit Neuem zu beschäftigen: „You do not have sufficient permissions to access this page“ – kein Reinkommen ins Backend einer Kundenwebsite. Also kein Bearbeiten möglich. (Hier einen kleinen Rumpelstilzchen-Anfall dazudenken.) Stunden hat mich das jetzt gekostet… Aber ich habe gewonnen.
Nach der unverschämten, verunglimpfenden Spinner- und Tassen-im-Schrank-Rede von Merz (siehe grauer Ausklapper) haben die zukünftigen Regenten – fragile Männlichkeit in Hochform – einen draufgesetzt und sich ihr erstes Fleißkärtchen verdient: in einer „Kleinen Anfrage“ der #CDU/CSU Fraktion wird gestern mit 551 (!) Unterstellungen die Legitimität und Bezuschussung pro-demokratischer, anti-faschistischer Bewegungen und Klima-/Naturschutz-Organisationen in Frage gestellt.
Nicht zuletzt deshalb werde ich jetzt wahrscheinlich eine Oma gegen rechts. Irgendwas will ich tun – jedenfalls überhaupt lästige Bürgerin werden, diesen Begriff fand ich bei Frau Novemberregen und finde ihn einfach wunderbar.
Daß Merz der A*d die Tür nicht öffnet, glaube ich sowieso erst, wenn die GroKo festgezurrt ist… Denn schließlich kann er sich methodisch immer noch wiederholen, wenn ihm die SPD zu selbstbewusst wird – wärt IHR nicht koalitionsunwillig gewesen, hätten wir nicht auf DIE zugehen müssen. Ja, genau das ist meine Horrorvision. Nach der skandalösen Abstimmungs-Volte im Bundestag traue ich dem Mann keinen Millimeter.
Was Merz am 22.2.2025 in München sagte
„Wir haben ja nun eine ziemliche Zuspitzung des Wahlkampfes erlebt. Viele Veranstaltungen von uns können nur noch unter massivem Polizeischutz stattfinden sowie auch diese. Ich frage mal die Ganzen, die da draußen rumlaufen: Antifa und gegen rechts. Wo waren die denn, als Walter Lübcke in Kassel ermordet worden ist von einem Rechtsradikalen? Wo waren die da? Wo war der „Aufstand der Anständigen“ in Deutschland, als in diesem Lande Palästinenserflaggen geschwenkt wurden, als „From the river to the sea“ gesunden wurde, als Judenfahnen, als Fahnen des Staates Israel verbrannt worden sind? Wo waren diese ganzen Typen da, die heute auf der Straße herumlaufen und meinen, sie müssten hier gegen rechts demonstrieren?
Ich gebe den Leuten da draußen eine Antwort. Ich gebe den Leuten da draußen eine Antwort. Links ist vorbei! Es gibt keine linke Mehrheit und keine linke Politik mehr in Deutschland. Es ist vorbei. Es geht nicht mehr.
Und jetzt werden wir, liebe Freundinnen und Freunde, wieder Politik für die Mehrheit der Bevölkerung machen, für die Mehrheit der Menschen in diesem Lande, für die Mehrheit, die gerade denken und die auch noch alle Tassen im Schrank haben. Für die werden wir jetzt wieder Politik machen: im Mittelstand, in der Landwirtschaft. Die können sich darauf verlassen, dass wir an ihrer Seite stehen und wieder Politik für Deutschland machen, meine Damen und Herren, und nicht für irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt. Die sollen da draußen rumlaufen, aber sie haben mit der Mehrheit dieser Bevölkerung gar nichts zu tun, gar nicht zu tun! Das ist die Wahrheit in Deutschland.“
MI | 26.2.
Doch eigentlich haben wir persönlich ja gerade ganz andere Sorgen. Diesen Mittwoch verbringen wir stundenlang im Klinikum, Vorbereitungsgespräche, das ist schlimmer als jeder Beipackzettel. Juristen (und natürlich alle Klagewütigen) haben dafür gesorgt, daß Patienten sich absolut jeden Scheiß anhören müssen, der während einer OP passieren könnte, um den Medizinern dann eine Art Absolution zu unterschreiben – darum geht’s. Und den Menschen, der aus solchen Terminen mit mehr Zuversicht als vorher rauskommt, den möchte ich mal sehen… Das ist vom Mutmach-Faktor her eine ziemlich gruselige Vorgehensweise.
Dazu bekam ich schon morgens eine ungewöhnlich heftige Migräneattacke, es war also rundum ein Tag für die Tonne. Haben der baM* und ich ja zum Glück sehr selten.
Im Aachener Klinikum kann man während der vielen Zwischendurch-Warterei übrigens auch mal gut nachdenken über die reale Wirksamkeit fröhlicher Farbgebung und über den netten Humor eines Innenarchitekten (gab es welche?), der in diese technikverliebte Umgebung tatsächlich einen Kronleuchter hängte. Aber das nur am Rande. [Foto]
DO | 27.2.
Fettdonnerstag. Oder auch Altweiberfastnacht. Mir – uns – ist dieses Jahr nicht so sehr nach Karneval und ich bin froh, in unserer verträumten Vorstadt von all dem nichts mitzukriegen. Früher, am Holzgraben, lebte und arbeitete ich ja quasi im Auge des Orkans, da kam die Feierlust von selbst, je mehr ich vom Geschehen hörte. Oder mindestens das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn ich nicht mitmache…
Ich verstehe übrigens nicht, wieso Instagram mit großem Tamtam seine Bildgrößen ändert – eh eine saublöde-Idee – und ich dann in der App doch nur das Quadrat als Proportion bekomme beim Importieren von Fotos. Komplett hirnverbrannte, undurchdachte „Neuerung“. Ich, die ich ja dort nicht nur privat, sondern auch für Kunden unterwegs bin, empfinde es als Schikane.
FR | 28.2.
Zwei schöne Dinge auf dem Zettel… Eine nagelneue Website machen, das ist immer ein großes Vergnügen – dieser spannende Tanz zwischen Ideenhaben, Sorgfältigsein und Handwerkbeherrschen. Ich liebe das sehr.
SA | 1.3.
Das zweite Schöne war übrigens der abendliche Besuch von Walburga. Wir haben zu dritt viel Spaß gehabt und Wissen ausgetauscht und Dinge ausgeheckt und gemeinsam verwundert entdeckt, daß Knoblauch beim Schmoren blau werden kann. Tse.
Über all dem haben wir dann natürlich das Oval-Office-Drama verpasst, das mich morgens eiskalt erwischt beim scheinbar unterhaltsam-harmlosen Schmökern auf Instagram und Mastodon. Das Vertrauen auf irgendwelche „normalen“ Hemmschwellen, die auch ein T*ump nicht überschreiten würde, scheint in keinster Weise begründet zu sein. Wenn ich bis jetzt noch keine wirkliche Angst hatte – jetzt habe ich sie. Herrje, in was für eine Zeit steuern wir? [Foto]
Und wir hier „gesteuert“ von Rumpelmerzchen, der immer noch Parteipolitik macht, statt sich schon mal vorsorglich auf Kanzlerniveau zu begeben. Ich weiß gar nicht mehr so recht, zu welcher Wand ich mit dem Rücken bleiben sollte.
SO | 2.3.
Am frühen Morgen eine wunderschöne Raureifstimmung beim Blick aus dem Fenster… Die Sonne kommt raus und in Aachen wird es den traditionellen Kinderzug geben. Ich denke an meine Jahre in der Kinderprinzengarde, als wir Pimpfe an diesem Tag entweder fast erfroren, pitschnass wurden oder uns am Ende der mehreren Kilometer die Füße wehtaten. Und trotzdem war es eine schöne Zeit.
Abb. re.: @londonstreetart/Instagram; Rest sind eigene.
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