Dieses ist in meiner Sammlung der älteste Orden aus dem Kinderkarneval, den ich noch finde. Denn ich war eine von vielen putzigen kleinen AKV-Töchtern und 1968 schon im zweiten Jahr in der Aachener Kinderprinzengarde aktiv – so kam ich mit dem Alaaf-Gen in Kontakt.

Wir übten ab September zweimal wöchentlich in einer Turnhalle unter der Regie der legendären Leonie Renoldi, die damals die Ballettschule Aachens führte. Das war für Kinder auch nicht ohne, so neben der normalen Schule. Meine Mutter nähte meine erste Uniform selbst, Hose, Jacke, Schiffchen und Gedöns. Ich sehe sie heute noch über diesem Puzzle aus unterschiedlichen Stoffen, Goldlitzen, Spitzenbesätzen – wir hatten auch ein Jabot! – und dem ganzen vorgeschriebenen Zeug sitzen und gelegentlich schimpfen…

Die Zeit der Auftritte dann war aufregend, von perfekt dekorierten Sälen voller kuchenessender Rentner bis zum bierseligen Vereinszelt mitten auf einem belgischen Acker, das wir – weiße Schühchen, weiße Hosen plus unsere nervösen Mütter – nur durch tiefschwarzen Matsch erreichen konnten. Unvergeßlich. Höhepunkt war immer die Verleihung des Ordens wider den Ihr-wißt-schon, die auch damals schon im Fernsehen übertragen wurde. Und wir Mädchen, alle zwischen 8 und 12 Jahren alt, waren natürlich jedes Jahr wieder in „unseren“ aktuellen Kinderprinzen verknallt.

Als Teenager fand ich Karneval dann extrem doof, wie sich das gehört. Um in meinen Zwanzigern und Dreißigern wieder mit großem Vergnügen zu feiern – vor allem liebte ich den unvergleichlichen Liedertafel-Ball am Karnevalssamstag im kompletten Erdgeschoß des Quellenhofs. Was waren das für tolle Feste!

Irgendwann bröckelte dann – zumindest in meinem Leben – alles Alaafige mehr und mehr ab. „Die“ Liedertafel gab’s nicht mehr, die Freundinnen hatten aus verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen keine große Lust auf Karneval, und die Sache wurde auch irgendwie insgesamt langweiliger. Zuletzt blieb quasi nur der Rosenmontag als jährliches Event übrig…

Seit ich einen Aachener heiratete, der unter anderem aber auch ein echter Kölner Roter Funke ist und im Laufe der nun fast 16 vergangenen Jahre mit mir auf vielen tollen Sitzungen im Maritim war (unser Schicksals-Hotel, sozusagen), weiß ich ganz genau: Auch wenn die Kölner sich viel phantastischer verkleiden als wir Öcher das jemals hinkriegen werden, ist Karneval doch am allerschönsten in der eigenen Stadt. Denn nur da triffst Du die Menschen, die Du schon ewig kennst, und nicht irgendwelche Unbekannten. Zumindest beim Straßenkarneval gehört für mich Heimatgefühl dazu, jawohl.

Und so freue ich mich jetzt wie jeck, nach über einem Jahrzehnt Fettdonnerstags-Abstinenz übermorgen endlich mal wieder mit ein paar „Weibern“ Karneval zu feiern. Alaaf!

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