Segler kennen von jeher die Brötchen-Navigation – an Land gehen, Brötchen kaufen und anhand des Tütenaufdrucks wissen, wo man ist… Bei uns unterm Dach hingegen gibt es den Brötchen-Monolog, der im Prinzip den exakt gegenteiligen Effekt hat, nämlich die umfassende Desorientierung des Gegenübers.
Und das geht ungefähr so:
Schatz, Du gehst einkaufen? Bringst Du mir ein Brötchen mit? Ein ganz normales, aber schön braun. Du weißt ja, wie ich das gerne habe. Oder nein, warte mal, heute doch lieber mal ein Ohnegleichen, ach nee, Unserbestes, ich sag ja nur immer Ohnegleichen, weil ich mir diesen Namen nicht merken kann, was denken die sich auch immer so alberne Namen aus für ihre blöden Brötchen. Sollen lieber gucken, daß die knusprig bleiben. Ja genau, am besten wär eigentlich sowieso ein halbes Baguette, das ist bei denen ja wirklich lecker und wird nicht labbrig und dann habe ich direkt für zwei Tage ein Brötchen, quasi. Die Ohnegleichen schmecken ja übrigens gar nicht mehr am nächsten Tag, weißte noch, neulich? Das machen wir nicht mehr! Das Baguette schmeckt eigentlich immer viel leckerer als ein normales Brötchen, vor allem mit dem Dings drauf und dann einer Scheibe Schwarzbrot, wie ich das ja am liebsten mag. Schon von Kind an, das machte mir immer unsere (Name), wenn ich mittags aus der Schule nach Hause kam, damals in der Sowiesostraße. Jedenfalls, solange sie bei uns war, danach war ich ja ein Schlüsselkind, Du weißt… Tja… Wenn Du natürlich ein richtig schönes, dunkles Brötchen siehst, dann vielleicht doch nur heute ein Brötchen, aber ein richtiges? Jedenfalls habe ich noch zwei Scheiben Dings, darum. Ach ja, haben wir eigentlich noch Schwarzbrot? Sonst müsstest du davon auch noch …
Schatz ist jetzt brötchenmäßig komplett verwirrt.
Geht trotzdem einkaufen.
Bringt das Falsche mit.
War ja klar.
Muß in Corona-Zeiten immer alles todernst sein? Nein! Es darf-soll-muß auch mal geschmunzelt werden – deshalb heute diese kleine, liebe-volle Verspottung von solchen, die manchmal den roten Faden verlieren, obwohl sie eigentlich nur ein wie auch immer geartetes Brötchen wollten… Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder Personen sind natürlich rein zufällig. (Zwinkersmilie!)
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cool….
„eine baguette, bitte“ sagten wir (als wahlfranzosen) in Hamburg. Verkäuferin: „Baguette Stange oder -Brötchen“
(Auf rein deutsch: „Stange Stange oder Stange-Brötchen“)
Die Vielfalt ist ja auch erschlagend in Deutschland: „2 Brötchen, bitte“ — „Weltmeister, Jogging, Waldschrat, Natur-Pur, Körner, Dreispitz, Nostalgie, etc…?“
Ich sag’s ja: Verwirrung, wohin man guckt… 😉
Das ist ja fast wie im richtigen Leben! ;-))
Und so schön geschrieben, geradezu valentinesk — s. u. „Semmel(n)knödel(n)“.
War mir ein Vergnügen.