Wir waren vorgestern zu zweit in der Ausstellung Mies van der Rohe. Die Collagen aus dem MoMA im Ludwig-Forum*. Für mich als Mies-van-der-Rohe-Fan war das klar, daß ich die vielbetrommelte Ausstellung unbedingt noch sehen wollte, bevor sie am 12. Februar endet – danke für den initiierenden Schubs…

Wir sind ja durchaus hart im Nehmen, aber ein bißchen besser darf’s schon sein, liebe Ausstellungsmacher. Was uns leider gar nicht gefiel:

Dieses In-einen-Kontext-stellen ist ja eine schöne Grundidee, aber wenn gefühlt mehr Kontext zu sehen ist als Originale, dann ist das … öhm … eventuell nicht ganz das, was ich mir aufgrund ihres Titels von der Ausstellung versprochen habe.

Die ebenfalls nahezu unvermeidliche(n) Video-Installation(en) sollte(n) doch ihre Verbindung zum Ausstellungsthema wenigstens auf den zweiten oder dritten Blick verstehbar machen, sonst wäre eventuell eine Texttafel hilfreich.

Überhaupt, die Texttafeln. Man hängt sie nicht so, daß die Besucher Durchgänge blockieren müssen, um sie zu lesen! Und man hängt sie in die erkennbare Nähe des beschriebenen Exponates!

Wir fühlen uns außerdem verarscht, wenn wir in einer Ausstellung zum Architekten Ludwig Mies von der Rohe drei phantastische, riesengroße Hochformat-Fotos von Hochhäusern bestaunen und dann zufällig die Texttafel – immerhin im selben Raum – entdecken, auf der sich am Textende dieser Satz findet: “Auch wenn es sich bei den Gebäuden nicht um Bauten von Ludwig Mies von der Rohe handelt, so sei ‘Mies doch als Grundierung da gewesen’, so Christian Odzuck.” Als Grundierung da gewesen?! (Was für ein gequirlter Formulierungs-Mist.) Ich habe also gar nicht etwas bestaunt, was vom titelgebenden Künstler/Architekten ist?!

Und warum bekomme ich als Besucher, wenn ich eine angeblich chronologisch aufgebaute Ausstellung betrete, keine hilfreichen Wegweiser, zum Beispiel in Form ruckzuck auffindbarer Jahreszahlen?! Das wäre doch toll, denn dann wüßte ich, in welcher Reihenfolge ich mir die Dinge am besten angucke…

Schade übrigens auch, daß die drei Räume der Ausstellung in allerdunkelstem Grau gestrichen waren – das wird einem Künstler, dem Licht so essentiell wichtig war, wirklich nicht gerecht. Zumal nichts, wirklich kein einziges Stück der Exponate dadurch in seiner Wirkung erhöht wurde – aber natürlich das Video-Gedöns. Stattdessen: Gesamtstimmung düster, fast deprimierend, Fluchtwünsche auslösend. So schade!

Und wie verkaufen sich denn eigentlich die weißen T-Shirts mit dem dicken schwarzen MIES auf der Brust? Die taugen ja nichtmals als Nachthemd: “Guten Morgen, Schatz, wie geht es Dir?” Da ist ja die schlechte Laune vorprogrammiert…

Nein, das hat dieser “große Sohn der Stadt” so nicht verdient. Und wir Besucher, aus freien Stücken hierher gekommen und grundsätzlich horizonterweiterungswillig, auch nicht! Und nein, die liebe P. und ich, wir sind keine Ausstellungs-Anfänger – ich sagte ja eingangs extra, wir seien hart im Nehmen.

Aber der Kaffee hinterher, der war immerhin genießbar.

 

*Sorry, “Ludwig Forum Aachen“, das passiert mir andauernd, ich kann nicht anders – die Bindestriche tippen sich auf meiner Tastatur quasi von selbst dahin, wo sie eigentlich auch hingehören…

Mehr zum weltberühmten Architekten weiß, wie meistens, Wikipedia.


 

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