Ich mache ja online vieles mit, auch im Bereich der Social Media. Weil ich nicht nur technik-affin bin, sondern auch neugierig. Weil ich Spielereien grundsätzlich erstmal mag. Und damit ich mich auskenne. Und damit ich meinen Freundinnen und meinen Kunden Fragen beantworten kann.
Facebook war mein Einstieg, und ich habe mich längst gewöhnt an ständig nach unten verschwindenden Inhalt und das kaum Wiederfindenkönnen interessanter Dinge von vor drei Tagen. (Na ja, gut, sooo viele interessante Inhalte gibt es bei Facebook ja gar nicht.) Ich komme mit Twitter und der sich manchmal rasant verändernden Timeline dank Tweetdeck bestens zurecht. Auch mein sehr gemochtes Instagram, Sammelplatz schöner „Alltags“handyfotos aus der ganzen Welt, benimmt sich kaum anders. Das Neuere verdrängt das Ältere, alles rutscht immer und ewig nach unten weg… Weg, weg, weg. Aus den Augen und meist auch aus dem Sinn.
Bei Snapchat – oder jetzt als Nachzügler des Hypes das blöde Instagram Stories – habe ich allerdings erst gar nicht mitgemacht. Sachen, also „lustige“ Fotos und kurze Filmchen, die man erst produziert, damit sie sich eine Weile später selbst wieder löschen? Ja, wie bescheuert und sinnbefreit kann es denn noch werden?! Wie flüchtig und wie wenig erinnerungswürdig? Wundert sich denn wirklich irgendjemand, daß die Konzentrationsfähigkeit allgemein mehr und mehr nachlässt? Es besteht ja gar keine Notwendigkeit mehr, sich zu konzentrieren, weil es ja sowieso alles gleich wieder weg ist.
Das ist kein Früher-war-alles-besser-Gejammer. Sondern die ehrliche Verwunderung darüber, wie sich manche Kulturtechniken zunehmend verflüchtigen und viele das sehenden Auges in Kauf nehmen. Heute sagen wir „die Jugend“ und gucken ein bißchen ratlos ob deren kultureller Anspruchslosigkeit, die Jugend wiederum findet uns „Ältere“ rückständig und technikfeindlich. Doch was wird denn sein, wenn diese Jüngeren mal die Älteren sind?
Generationen von Menschen, die die Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege haben und die keinen vollständigen Satz mehr zustandekriegen? Was für eine arme Welt wird das sein. Die ganze Kultur nur noch ein „Ja-da-war-mal-was“…
Auch deshalb blogge ich lieber, das läßt mehr Zeit zum Wahrnehmen und Denken – mir und auch dem Leser. Deshalb sichere ich meinen Blog jährlich in Buchform. Deshalb mache ich aus meinen Fotos Alben auf Papier. Deshalb schreibe ich gerne echte Briefe. Denn solche Dinge sind wenigstens ein bißchen was Bleibendes in der inhaltlich immer flüchtiger werdenden Welt.
Und was sonst noch nervt an Social Media, das hat Ela aufgeschrieben
und damit offensichtlich nicht nur bei mir einen Nerv getroffen.
0
Views: 19
Zuletzt mitgeredet