Wie Ihr ja wisst, habe ich vor längerer Zeit die Plattform Mastodon zu meiner Lieblings-Kneipentheke im Internet gemacht. Hier gibt es hauptsächlich nette Menschen und ebensolche „Gespräche“, man kann sich wohlfühlen. Doch manchmal wird es des Gutgemeinten zuviel, mir jedenfalls – vor allem, was die Manie des Verbergens von Fotos hinter einer sogenannten Inhaltswarnung angeht. Das sieht dann im Stream immer so aus wie oben auf dem Screenshot und man kann sich vorher überlegen, ob man es ansehen möchte.

Darüber würde ich persönlich mich zum Beispiel bei gruseligen Insekten – ja, solche gibt es! – oder unappetitlichen Nahaufnahmen von Haushaltsunfällen freuen. Jeder hat halt so seins… Doch nicht jeder denkbaren Phobie oder Abneigung kann man in einem öffentlichen Umfeld immer gerecht werden.

So postete ich heute morgen im freudigen Überschwang der gelungenen Kochpremiere den Link zu meinem frischen Rinderbäckchen-Rezept und zeigte dabei auch das Foto des fertigen Gerichts. Für mich eine völlig normale und sinnvolle Bild-Text-Kombination. Und dann passierte es: jemand, der auf der Plattform nichtmals seinen (ihren?) Vornamen preisgibt, sondern unter dem lustigen Pseudonym „commitcompanion“ unterwegs ist, ermahnte mich pädagogisch geschickt – erst loben, dann freundlich tadeln:

„Hey, das sieht ja lecker aus! aber kannst du bitte bei Essen Inhaltswarnungen verwenden, da manche Menschen darauf eher sensibel reagieren. Danke!“

Auf erhobene Zeigefinger kann ja wiederum ich sehr sensibel reagieren… Der Account bekam also meine Antwort: „Nein. Denn essen ist eine normale, regelmäßige menschliche Tätigkeit und jede/r, wirklich jede/r, die/der hier unterwegs ist, ist den Anblick von zubereiteten Lebensmitteln gewohnt! … “

Wo kommen wir denn da hin. Und abgesehen davon möchte ich kein Mastodon, das aus einer Aneinanderreihung von unscharfen Farbflecken besteht, weil alle in vorauseilender Übertreibung mit Inhaltswarnungen arbeiten.

Ich halte mich jedenfalls mit meiner bildlichen und inhaltlichen Rücksichtnahme ganz selbstverständlich an die Trigger, die es bereits vor Erfindung der unzähligen offiziellen Phobien gab und die auch die Presse früher nicht zeigte: Tote, Verwundete, Opfer, Täter – so ekelhaft voyeuristische Sachen halt, die eben nicht ethisch „normal“ sind. Aber dazu gehören doch nicht Essensfotos oder was sonst jemand freiwillig aus seinem normalen Leben zeigen möchte!

Ja, mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Aber ich weiß schon, warum ich meine Rezepte und Essensfotos fast nur noch auf Instagram zeige…

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Wissens-Plus: eine möglicherweise vollständige Phobienliste. Also lassen wir das am besten ganz mit Fotos im Internet? 

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6 Kommentare

  1. Meine Liebe, ich sehe es schon kommen: Demnächst werden wir im Supermarkt für z.B. Fleisch eine geschlossene Abteilung – wie früher in den Videotheken für die Ü18 Filmchen – bekommen, damit Vegetarier und Vegetarierinnen keinen Ekel bekommen.
    Die heutige Sensibelchen-Gesellschaft nervt mich enorm. Nichts wird mehr ertragen, für alles gibt es einen Shit-Storm usw. Arme Welt.

    LG Karin

    Antworten
    • Ich kichere über Deinen gelungenen Videotheken-Vergleich! Liebste Grüße…

  2. Das Gute am Fediverse ist, dass ich dort Begriffe und Hashtags filtern kann. Wer keine Photos mit essen möchte, kann dafür ja die Worte „Essen“ und „Rezept“ wählen und hat damit das Allermeiste ausgeblendet. Das ist sicherlich weniger Aufwand, als Menschen jedes Mal um eine Triggerwarnung zu bitten.

    Ich z.b habe die Begriffe Trump und Klima gefiltert. Weil sie mir manchmal phasenweise zu sehr an die Substanz gehen. Sie werden dann verborgen und ich kann mir aussuchen, ob ich sie sehen möchte oder nicht. So sorge ich für meine eigene Heedhygiene selbst.

    Ich sehe es auch so wie du, dass Leute nicht für alle Eventualitäten vorausdenken und sämtliche Bilder verpixeln müssen.

    Liebe Grüße
    Angela

    Antworten
    • Danke Dir – ich filtere auch friedlich vor mich hin, anstatt Leute zu belehren. 🙂

  3. Eigentlich muss man für jedes Foto und jeden Text eine Warnung setzen. Denn es könnte sich an jedem Inhalt irgendwer auf der Welt stören. So sehen das tatsächlich einige Mitmenschen.

    Nein, ich mache das natürlich nicht. Ich filtere Hashtags, die ich nicht sehen will. Und Inhaltswarnungen setze ich nur bei Gesundheits-Themen und ekeligen Spinnenbildern.

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    • Genau so, und alles könnte ganz entspannt laufen. 🙂

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