Vor ein paar Tagen telefonierte ich lange mit einer Freundin. Wir sind etwa gleich alt, kennen uns seit circa 30 Jahren. Wir lernten uns als Arbeitskolleginnen kennen, längst aber teilen wir eine Menge privat-persönlicher Erlebnisse miteinander und sind innigst verschwistert und frauensolidarisiert. Sie ist nun seit ungefähr so langer Zeit Beamtin wie ich selbstständig.
Sie hatte Streß am Arbeitsplatz, sollte sich von jetzt auf gleich in ein Team Jüngerer einfügen, dessen Beschlüsse undiskutiert umsetzen, all ihre fachliche Reputation schien plötzlich nichts mehr wert. Das machte sie fertig, das machte sie wütend und traurig zugleich. Und hilflos… Und ja, solche Momente und Gefühle kenne ich auch!
Es platzt bei irgendeiner ersten Gelegenheit in Dein Leben, dieses blöde Gefühl, plötzlich zum „alten Eisen“ zu gehören. Diese jungen Wichtigschwätzer, die mit der repektlosen Attitüde aufkreuzen, alles neu erfunden und entdeckt zu haben. Gerade aus der Ausbildung ins wahre Berufsleben entlassen, geben sie nichts auf Erprobtes, Funktionierendes, nichts auf solide Erfahrung und sauberes Handwerk. Das alles – die praktischen Grundlagen all der hehren Berufstheorie – müssen sie aufgrund ihrer toughen Frischlingsarroganz, wie wir einst auch, erst wieder neu lernen.
So viel vergeudete Energie, so viel selbstverständliches Wissen, das von Generation zu Generation wieder und wieder erarbeitet wird. So frustrierend. Doch dann denke ich mir auch: waren wir nicht ganz genauso? Verachteten die älteren Kollegen – wie dumm und ungerecht – und wollten der Welt endlich mal zeigen, wie es besser geht? Ist das vielleicht alles ganz normal und „nur“ der sich ständig wiederholende Lauf der Dinge?
Mag sein… Trotzdem wünschte ich mir eine Berufswelt, in der Erfahrung mehr geschätzt und genutzt würde. Da hätten wir nämlich alle was von.
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Ich bin auch Beamtin. Und Teamleiterin. Und was das betrifft, bin ich mit meinem SBL auf einer Linie. Wir ziehen unseren Nachwucchs selbst. Wer bei mir eine Stelle antritt, war als Anwärter oder Praktikant bei mir. Und weiß, was er von wem gelernt hat. Wir haben das Glück, dass Externe, oder von extern eingestellte Hohlschwätzer und Besserwisser uns NIX zu sagen haben.
Alles was nicht von mir oder dem Chef darüber kommt, dürfen meine Mitarbeiter ohne mit der Wimper zu zucken ignorieren.
Wo kämen wir denn da hin.
LG Sunny
Sunny, das hört sich für mich (auch wenn ich nicht weiß, was ein SBL ist) sehr sympathisch und lebensnah an!
Das habe ich bisher Gott sei dank noch nicht kennengelernt. Ich bin aber auch ein Typ, der sich die junge Generation zumindest anhört. Wenn die Vorschläge gut sind, werden sie angenommen. Wenn nicht, wird gemacht was ich sage 🙂 Nein Quatsch, irgendwie findet man immer einen Weg.
LG Sabine
Liebe Sabine, es ging mir mit meinem Post weniger um ein Durchsetzungsvermögen – daran mangelt es den Protagonistinnen eher nicht 😉 – als vielmehr um den Beginn eines Wandels, um das Entstehen eines unangenehmen Grundgefühls innerhalb der Arbeitswelt für uns erfahrene, daher naturgemäß ältere Fachleute…
ich arbeite als Teamleiterin im Kundendienst. Meine Erfahrung ist gegenseitiger Respekt. Natürlich von mir und auch von unseren Auszubidenen. Ich arbeite sehr gerne mit jungen Menschen zusammen. Die Ergänzung alte Muster aufgeben und neue Erfahrung sammeln- finde ich toll. Menschen sind unterschiedlich ob alt oder jung. Es ist nicht immer einfach aber mit etwas Menschenkenntnis schafft man es. Gespräche finde ich sehr wichtig …ob negativ oder positiv.
der Beginn eines Wandels….wir leben in einer sich rasch aendernden Zeit und ehrlich gesagt, haengen wir „Alten“ manchmal wirklich nach. Ich bin daher oft
dankbar mit intelligenten Anregungen aber auch Erfahrung (warum sollte das
ein juengerer Mensch nicht haben?) konfrontiert zu werden. Zum besseren
Verstaendnis….ich bin nicht mehr im Berufsleben.
In meinem Beruf ist es nicht ganz so schlimm . Hier zählt Kreativität und Weiterbildung . Beides ergibt dann die eigene Kompetenz . Natürlich ist es einfacher wenn man eine der beiden Eigenschaften sein eigen nennt . Denn nur das Wissen kann man sich aneignen , Kreativität hat man oder nicht . Meine Kollegin ist da leider ganz anders . Sie hat beides nicht . Ist erheblich Älter und versucht sich in Schneckenmanier beim Vorgesetzten beliebt zu machen . Da frage ich mich auch immer wieder . Muss das sein ??? Hier wünsche ich mir nur das sie bald in Rente geht , denn gescheit drüber reden können wir , also das Restliche Team leider nicht mit ihr . Alle Versuche sind leider bisher Fehlgeschlagen . Schade auch . Es könnte so einfach sein
LG Heidi
Rrrrrrr – oben vergessen, auszufüllen und weg ist mein Kommentar…..
Wir erleben dieses Phänomen gerade in der eigenen Familie, wo Vater und Sohn sich entschlossen haben, zusammen zu arbeiten… Sicherlich ist Sohn in vielem schneller und flexibler und der Vater zu eingefahren, etwas umständlich und starrsinnig. Aber manchmal könnte ich dazwischen hauen, wenn der Herr Sohn mit seiner jugendlichen Arroganz und Respektlosigkeit dem Vater und Chef über den Mund fährt und ihm immer wieder bescheinigt, wie alt er doch sei. Allerdings macht er das niemals vor Kunden! Wäre ja auch noch schöner…
Auf meiner Arbeit erlebe ich sowas eher selten, weil ich im Allgemeinen allein und selbständig arbeite. Aber auch da gibt es Besserwisser (keine jungen!), die sich plötzlich in erprobte Arbeitsabläufe einmischen und alles ändern müssen, obwohl sie davon keine Ahnung haben.
liebe frau ronnenberg,
danke fuer ihren interessanten post zum thema *JUNGE UND AELTERE BESSERWISSER*!
was diese jungen neuen kollegen; diese ‚kindersoldaten des kapitals‘ – uns *VEP’S* (Very-Experienced-Persons) immer wieder vorwerfen.. ist u.a., dass wir tatsaechlich die eigene lebenserfahrung mit viel distanz und vermeintlichem realismus OFT ZU EINER ART BEHAGLICHEM ZYNISMUS VERMENGEN….
wir sollten grosszuegiger sein, im umgang mit dieser neuen UpLoad-generation und ihrer respektbereinigten schlagfertigkeit .. (deren EGO oft schon eine eigene PLZ hat) – wir sollten uns deren fragen vorher anhoeren.. bevor wir sie ignorieren ! [KchKchKch…]
wir ’silver workers‘ moegen nicht die neueste software bis in die allerletzte programmzeile kennen – aber wir wissen doch, wie man loesungen sucht.. teure anfaengerfehler vermeidet und mit wem im konzern man reden muss…
neue besen kehren gut… aber die „alten“ wissen, wo der dreck liegt…. (!)
wir „alten“ sollten aber auch nicht vergessen, dass sich im laufe eines jeden lebens immer wieder dieselben fragen stellen .. DAS, WAS SICH AENDERT, SIND DIE ANTWORTEN…
PS: was @Sunny mit *SBL* meint,
koennte evtl. ihr „Senior-Bereichs-Leiter“ sein?
Hi,
ich muss sagen, ich habe auch schon Youngsters in der Art erlebt, aber andererseits auch ganz andere…man kann wie so oft nicht alle über einen Kamm scheren.
In meiner Branche entwickelt sich alles so schnell weiter, dass einem „jahrzehntelange“ Erfahrung (wenn man nicht ständig auf dem laufenden bleibt) nicht viel nützt. Ich erwarte deshalb keinen „Respekt“ vor den Youngstern, mir reicht es, gleichberechtigt behandelt zu werden. Das ist derzeit der Fall, war in der Vergangenheit aber nicht immer so (es gab in der Firma, in der ich zuvor arbeitete so etwas wie „Altersdiskrimierung“ – aber ausgehend vom Management).
Du schreibst, wir waren früher auch mal so. Ich hab drüber nachgedacht: Nein, war ich nicht. Ich habe die Erfahrung der Älteren stets respektiert, als ich selbst noch ein Berufsanfängerin war. ABER ich bin auch so erzogen worden. Und – im nachhinein denke ich – vielleicht war das sogar eher falsch (vielleicht hätte ich weniger zurückstecken sollen und viel öfter mal die Klappe aufmachen, so wie es die jungen Leute heute tun). Grundsätzlich sollte sich jede(r) mit seinen Ideen einbringen dürfen, ohne Ansehen des Alters.
Lg, Annemarie