Im Alltag nehme ich mir viel weniger Zeit zum Lesen – von Büchern – als im Urlaub. Diese Rubrik erscheint also nur unregelmäßig, aber immerhin…
Der ruhig und lebensnah erzählte Roman Deutsches Haus von Annette Hess – ihr erster – bringt viele Themen parallel ins Bewusstsein: das typische Familienleben der 60er, die Rollenbilder von Frauen und Männern, im Wirtschaftswunder entstandene Klassenunterschiede und nicht zuletzt die Aufarbeitung der Nazi-Zeit am realen Beispiel des ersten Auschwitz-Prozesses, der von 1963 bis 1965 in Frankfurt stattfand. Getragen wird die Geschichte von der jungen Eva, einer gelernten Dolmetscherin und als Tochter von Wirtsleuten kurz vor ihrer Verlobung stehend mit einem, der aus reichem Hause kommt. Sie landet überraschend als Übersetzerin in dem Jahrhundertprozess und das verändert ihr Leben und ihre Beziehungen. (Uff, geschafft ohne Spoiler.)
Es war mir tatsächlich nicht mehr präsent, daß die Autorin zuvor die TV-Serien Weissensee und Ku’damm 56/59/63 ersonnen hat, als ich jetzt das Buch zu lesen begann (und in drei Tagen verschlang) und genauso rasch und umfänglich in diese Geschichte aus dem Beginn der 60er Jahre hineingezogen war wie beim Anschauen der beiden Serien. Das hat wahrscheinlich viel damit zu tun, daß ich als Jahrgang 1959 mir bei solchen Szenarien immer unwillkürlich meine jungen Eltern vorstelle und in was für einer Zeit und Atmosphäre sie begannen, ihre Familie zu gründen…
Auch wenn ich vielleicht „late to the party“ bin, denn das Buch erschien schon Ende 2018, so ist es jedenfalls eine echte Leseempfehlung von mir.
Ich wünsche mir und allen anderen, die gerne lesen, genug ablenkungsfreie Zeit dafür! Habt einen schönen Herbst voller fesselnder Geschichten…
Views: 134
Das Buch wurde mir gerade in dieser Woche von einer Leserin empfohlen. Leseprobe liegt schon auf dem Reader. Bin gespannt!
Was für ein netter Zufall!
Aber warum die Verfasserin Annette Hess von Dir konsequent Ingrid genannt wird, wäre auch mal eine Analyse wert… 😉
Upps! Das ändere ich sofort, danke Dir für den Hinweis… Keine Ahnung, welche F’sche Fehlleistung mich da gesteuert hat.