Eine liebe Freundin von mir, die fast keine nahen Verwandten mehr hat und auch nie viele davon hatte, sagt schon mal gerne zu mir: „Du hast es gut, Du hast ja Familie!“

Ja, ja… Man stellt sich dann wahrscheinlich gerne fröhliche Anteilnahme in allen Lebenslagen vor, wuselige Kuchenschlachten und geflochtene Gänseblümchenkränze zu allen Geburtstagen, regelmäßige Telefonate und lückenloses Bescheidwissen, liebevolle Fürsorge bei Krankheit, Händchenhalten am Totenbett und was für Familien eventuell sonst noch als selbstverständlich erachtet wird.

Wenn sie das also sagt, möchte ich immer zu eher epischen Entgegnungen anheben, die mit dem allumfassenden Gegensatz von Quantität und Qualität zu tun haben. Doch dann lasse ich es. Warum sie mit der wirklichen Wahrheit (wie überall gibt es solche und solche) entzaubern – ich mag schließlich auch diese Illusion.


 

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