Foto: HBO. Nehme ich an – es kursiert zahlreichst und ohne Quellenangabe.
Ich bin wahrscheinlich weltweit die späteste Späteinsteigerin bei der großen Fantasy-Serie “Game of Thrones”. Doch man will ja mitreden können. Und wenn etwas so viel Beachtung findet, da möchte ich schlußendlich ja doch wenigstens mal reingucken. Reingucken, ha!
Ich habe die letzten 22 Tage – Staffel 7 hatte also bereits begonnen – nicht nur mein normales Designerinnen- und Hausfrauenleben gelebt, sondern ganz nebenbei auch noch 66 (sechsundsechzig!) Folgen GoT (das ist die Kenner-Abkürzung) von durchschnittlich einer Stunde Länge geguckt und ich bin jetzt “bei” – warte also mit der ganzen restlichen Fangemeinde gespannt auf die letzte Folge dieser vorletzten, siebten Staffel…
Dieser Verlauf meiner quasi bedingungslosen GoT-Kapitulation spricht für sich. Die wirklich sensationelle Serie hat nun auch mich in ihren Bann gezogen. So etwas gab’s lange nicht, weder überhaupt im Fernsehen noch für meinen Geschmack.
Die Geschichte… Vielschichtig, episch, phantasievoll und abwechslungsreich. Überraschend und deshalb immer packend. Und mit einer tadellosen Continuity!
Die Texte… So viele kluge oder gar weise Sätze, die ich gerne mitgeschrieben hätte. Wenig Plattitüden, wenig Füllzeug. Kurzum: prima!
Die Schaupieler… All die vielen Rollen sind stimmig besetzt, niemand, bei dem man “och nö” denkt.
Sex und Gewalt… Viel davon. So viele Bettszenen, so viele blutspritzend durchgeschnittene Kehlen und abgeschlagene Köpfe. Und an beides gewöhnt man sich, ja. Doch wegen all dem steht ein “FSK 16” auf den DVDs.
Die Musik… Schön und immer passend. So passend, daß man sie leider manchmal kaum bewußt wahrnimmt.
Die Ausstattung… Die Kostüme, das Mobiliar, die Locations – unfaßlich detailverliebt, wunderschön anzusehen und sehr besonders. Allein diese Lederklamotten, hach! Oder diese gedeckten Tische bei den großen Festgelagen. Sehr toll.
Die Kamera… Was für wunderschöne, teils unvergeßliche Bilder! Dieses Licht, diese Szenen, diese Städte, diese Landschaften. Ich versinke darin, ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus.
Ich verzeihe der Serie sogar, daß die Oberfluse Ed Sheeran eine kleine Gastrolle (nein, zum Glück keinen Barden) spielen durfte – irgendwie gehört ja sogar er zum aktuellen Kulturgeschehen…
Denn zeitgenössische Kultur ist “Game of Thrones” ganz bestimmt. So, wie schon der Herr-der-Ringe-Zyklus Anfang des Jahrtausends etwas Besonderes und auf seine Weise gewiß Weltbewegendes war, so ist auch GoT eine stilbildende Erscheinung im üblichen, weichgespülten Einerlei der internationalen TV-Serien, und wer mal googelt, staunt, worüber sich die Fans weltweit ihre Gedanken machen.
So habe ich also zwei Wochen meines ansonsten sehr alltäglichen, ferienfreien Freiberufler-Sommers in einer perfekt illustrierten Phantasiewelt verbracht, die mich doll begeistert hat… Ich finde, alles könnte schlimmer sein.
“Game of Thrones” by/bei HBO
Dieser Text ist – auch – mein Beitrag zur Blogparade “Mein Sommer: Zwischen Brotjob, Kultur und Ferien“. Kulturmacher*innen und Kulturschreiber*innen, die sich dieser Aktion anschließen wollen, finden die Teilnahmebedingungen hier.
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Wenn DU es sagst … gebe ich hiermit meinen Widerstand auf. Aber vorher muss ich auf Netflix noch alle Folgen “Bleaky Blinders” gucken … DAS sind meine Kostüme und Hairstyles und Musik und Typen … wenn auch nicht so episch.
Jaaa, Peaky Blinders habe ich auch in einem Rutsch geguckt, gehört, genossen – sofern es im TV schon möglich war (Folgen aufgenommen und später zusammenhängend angesehen). Doch auch wenn die Serien vergleichbar sind, was die Sorgfalt in der Ausstattung angeht, so kann man ansonsten natürlich ein Gangster-Epos aus dem England der 20er schlecht vergleichen mit einer Ritter-Burgen-Phantasy-Saga aus einer Art Mittelalter… Doch WIR haben ja zum Glück Zeit für mehrere Serien, wenn wir wollen. 🙂
Ich finde ja, GoT ist das beste Stück Fantasy seit Harry Potter. Den Herrn der Ringe mochte ich nicht so.
Meine andere Dieses-Jahrtausend-Lieblings-Fernsehserie ist übrigens “Good Wife”.
Ja, “The Good Wife” steht auch auf meiner Serien-Favoriten-Liste. Ach – wenn wir damit anfangen…
O Gott!!! Was setzt ihr mir hier für Flausen in den Kopf!!! Uschi, das klingt so überzeugend, dass ich jetzt eine Sonnenbrille aufsetzen, ne: besser gleich die Augen zumachen werde… Pah! Ich behaupte mal: Ich bin zu alt für so was (obwohl ich genau weiss: Das stimmt nicht! Gar nicht!)
Na dann, viel Spaß weiterhin… 😉
Lieben Gruß
Maria
Die perfekte Serie fürs “Bingewatching” – in einer fernen Welt versinken für Stunden… Maria, heb es Dir für usselige Herbsttage auf! Es braucht dann nur noch einen gemütlichen Sessel und einen verständnisvollen Partner. 😉
Mir ging es vor ein paar Jahren ähnlich. Aber nach den ersten beiden Folgen (die uns eine Freundin auf DVD ausgeliehen hatte), war die Sucht da. Allein in der Bildgewaltigkeit und der Musik könnte ich versinken. Und hoffentlich überstehen einige meiner Lieblingscharaktere die Serie.
Lg, Tanaj
Oh ja, das hoffe ich natürlich auch…
Ich liebe Drachen,…auch wenn sie blaue Augen haben. Oh mein Gott !!!
Wo soll das nur enden? *bibber* Ich gucke über Amazon Prime, habe die letzte Folge von St7 erst Dienstag um 00:01 Uhr im Stream…
Ha!! Isch hab’ sky- soll ich Dich anrufen und berichten?
Duck und wech….
Das würde zu unserer ersten ernsthaften Freundinnenkrise führen… 😉
Liebe Uschi,
grins, soso, auch eine Süchtige also 🙂 – willkommen im Club. Freut mich, dass GoT bei dir im Schnelldurchlauf offenbar ähnlich große Begeisterung ausgelöst hat, wie bei mir in den letzten sechs Jahren (ich bin ja schon fast ein wenig “stolz” darauf, die Serie schon gekannt und geliebt zu haben, als sie hierzulande noch kaum jemand guckte).
Ich habe deinen schönen Text grinsend gelesen und stimme dir in fast allen Punkten zu – mit Ausnahme zum Punkt “Musik”, die nehme ich mit ihren vielen Leitmotiven, die es in Sachen Vielfalt und subtile Vor- und Querverweise locker mit denen aus Williams “Star Wars” oder Shores “Der Herr der Ringe” aufnehmen können, schon sehr deutlich wahr, ohne dass sie aufdringlich ist. So findet sich etwa das Titelthema der Serie in unglaublich vielen, oft nicht direkt erkennbaren Varianten wieder, u.a. in ganz düsterer Abwandlung für die weißen Wanderer, aber auch episch-dramatisch im Targaryen-Thema. Bei der Roten Hochzeit spielen die Musiker der Freys das Lannister-Lied, danach bricht die Hölle los. Und Jon Schnee erhält kurz vor seinem “Tod” den ersten Teil seines eigenen musikalischen Themas, eine Modifikation des Titelthemas gemixt mit dem Stark-Thema. Nach seiner Wiedergeburt in Staffel 6 wird es dann ausgebaut, klingt zunehmend heroischer und beinhaltet, schon einige Folgen vor Brans aufklärender Vision, sogar eine winzige Anspielung auf das Targaryen-Thema. Ganz toll, was der aus Duisburg stammende Hans-Zimmer-Schüler Ramin Djawadi da komponiert! Insbesondere “Light of the Seven” (https://www.youtube.com/watch?v=IGHw_pYZXR4), das Stück, das bei der 10-minütigen, auch filmisch ganz großartigen Sequenz rund um Cerseis grünes Meisterstück in der finalen Folge von Staffel 6 zu hören ist, läuft bei mir seit einem Jahr in Dauerschleife. Aber okay, ich bin auch ein alter Filmmusik-Nerd 🙂
Kontinuitätsprobleme gibt es schon ein paar, aber nur wenige, die wirklich ins Gewicht fallen. Am störendsten fand ich, dass der Dreiäugige Rabe (joah, Max von Sydow für drei Folgen in Staffel 6, da hätte auch der Alte aus 4.10 bleiben dürfen) und vor allem der Daario-Naharis-Darsteller ausgetauscht wurden (wobei ich den neuen Daario besser fand, der erste war irgendwie gruselig und passte nicht zu Daenerys). Weniger auffällig, aber doch merkbar war auch der Austausch von ein paar weiteren Nebenfigurdarstellern wie dem “Berg” Gregor Clegane (gleich 2 x!), dem eigentlich alterslosen “Kind des Waldes” (in Folge 4.10 war es wirklich ein Kind, in Staffel 6 dann plötzlich eine Frau) und ein paar anderen. Und natürlich, dass seit der 6. Staffel offenbar mehrere Beamtransporter oder Wurmlöcher auf beiden Kontinenten aufgetaucht sind, die einige Figuren blitzschnell von A nach B und zurück transportieren können – in den früheren Staffeln war das Thema Reisezeit von Menschen, Pferden oder Raben noch logisch und handlungsrelevant, das fand ich besser. Überhaupt hat (nicht nur) mich bei Staffel 7 trotz aller Dramatik etwas gestört, dass sich die Handlung von Höhepunkt zu Höhepunkt hangelte und alles auf einmal wahnsinnig schnell ging, mir zu schnell – die zweieinhalb fehlenden Folgen hätten da einiges an Entschleunigung und besseren Spannungsaufbau bewirken können. Vermutlich haben die Macher sparen müssen, weil die Drachen- und Wanderer-Szenen diesmal so zahlreich, lang und teuer waren, weshalb wohl auch der arme (vor-)letzte Wolf “Geist” von Jon zu Hause bleiben musste und schon ewig seit Anfang der 6. Staffel nicht mehr zu sehen war, nicht mal bei der “Schlacht der Bastarde” durfte er dabei sein, das war schade (dafür gab es im Gegenzug als Continuity-Bonus aber immerhin das kurze Wiedersehen mit Aryas Wölfin Nymeria). Andererseits waren mir die Handlungsstränge “Regierenlernen mit Dany in Mereen”, “Religiöse Eiferer in Königsmund” und “Arya wird Niemand und wieder Arya in Braavos” in den Staffeln 5 und 6 etwas zu lang ausgewalzt. Und irgendwann müssen sie wohl einfach zum großen Finale aufbrechen, weg von den politischen Intrigen hin zur klassischen Fantasy und der Konfrontation mit der schon in der allerersten Serienszene angelegten, vermeintlich mythischen Gefahr aus dem Norden. Ich mag beides, aber ersteres ist irgendwie spannender für die Figurenzeichnungen gewesen, was man auch an der etwas schalen Auflösung des Kleinfinger-Plots sehen konnte, da haben sie eine der besten (auch am besten gespielten) und interessantesten Figuren der Serie – die, die den ganzen Königshauskrieg ja überhaupt erst ausgelöst hat!! – leider im Abseits auf Winterfell zwischen den Schwestern Stark verheizt, wobei zumindest sein Abgang gut gemacht war. Aber ich klage da auf immens hohem Niveau, ich weiß 🙂
Liebe Grüße und bis bald, Peter
Da spricht ein Kenner!
Kleinfinger vermisse ich als Figur und Intrigant (toller Schauspieler) – aber sein Abgang war furios…