Da denkst du in deinen mittleren Jahren so ganz naiv, daß du, wenn du älter bist, endlich mehr Zeit hast für … Menschen, Dinge, Hobbies. Alles Mögliche eben. Kennt ihr auch, ne?

Doch wenn ich mir jetzt mal nur mein eigenes kleines Leben mit 65 angucke, ist ja alles ganz anders als gedacht. Ich bin nicht mehr ganz so gut organisiert wie früher. Verzettele mich gelegentlich in Details und habe das Langsamermachen gelernt. Der geliebte Gefährte braucht mehr Aufmerksamkeit als früher und bekommt sie selbstverständlich. Ich vergesse, lieben Menschen pünktlich zum Geburtstag zu gratulieren, obwohl ich frühmorgens noch daran gedacht habe, daß ich XY nachher anrufen will. Meine eigenen Zipperlein erfordern mehr Aufmerksamkeit für mich selbst und die Zeit nehme ich mir, so lästig ich das auch finde. Und wenn ich abends was vorhabe, nehme ich mir nicht nachmittags vorher auch noch was vor, das wird mir nämlich zu hektisch. Ja, der Elan lässt insgesamt etwas (!) nach, ich mag es jetzt ein bißchen (!) gemütlicher… Auch für manche Alltäglichkeit im Haushalt brauche ich ein wenig länger als früher, schon allein fürs Aufraffen. All das gebe ich natürlich außerdem höchst ungern zu!

So ein Tag ist einfach schnell vorbei – rein zeitlich auch früher als früher. Nix ist mit endlich mehr Zeit, wer hätte das gedacht.

Wenn ich mir jetzt überlege, daß es uns Älterwerdenden vermutlich allen so geht – man stelle sich vor, es kämen noch eine lebhafte Reiselust und Enkelkinder und familiäre Pflegeaufgaben zum normalen Alltag dazu –, höre ich sofort auf, mich zu mokieren über „diese Rentner, die nie Zeit haben“.

Ich habe nämlich jetzt kapiert, warum das so ist.