Foto: ZDF/Stefan Erhard
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Dank „Ku’damm59“ bade ich gerade in Nostalgie. Das ist ein bißchen so, als würde ich in den Fotoalben meiner Großeltern und Eltern blättern…

Die dritte Staffel der Ausnahmeserie hat ganz besonders die Situation der Frauen in dieser Zeit im Fokus. Und ich – geboren 1959 – sehe deutlicher als je zuvor, in welchem Zeitgeist meine Mutter – bildhübsch, fröhlich, neugierig und dann schwanger mit achtzehn – erwachsen wurde. Schwanger mit achtzehn auf dem Dorf, das hatte Skandalqualität. Fahrstunden mit dicker werdendem Bauch, die Lehre weiter durchziehen, wahrscheinlich wurde ihr andauernd das Gefühl vermittelt, sich schämen zu müssen. Ihr Vater, der zunächst wollte, daß sie zur Lösung dieses Problems, zur Beseitigung dieser Schande in eine Schweizer Klinik führe… (Zum Glück wurde aber geheiratet und ich durfte bleiben.)

Diese Dinge hat sie mir natürlich erst viel später erzählt. Doch wie sich das damalige Leben für eine junge Frau angefühlt haben muß, das kann ich erst so richtig verstehen, seit ich die Serie geguckt habe. Diese Verklemmtheit, diese vielen gesellschaftlichen Dünkel, diese erzwungene Unselbständigkeit… Da kriege ich – aus heutigem Selbstverständnis heraus – eine Gänsehaut.

„Ku’damm59“ kann man sich natürlich auch anders anschauen, als herrlich gemachten, lollihaft bunten Bilderbogen der Aufbaujahre – mit wunderschöner Mode und traumhaften Autos, von denen manche heute als Oldtimer in mancher Garage stehen. In meiner Stoffschublade lagert seit Ewigkeiten ein blau-grün-geblümter Stoff, der ungefähr so aussieht wie der der Kleides links auf dem Foto, den hat meine Mutter mir irgendwann mal gegeben und ich traue mich nicht ran vor lauter Ehrfurcht.

Doch „Ku’damm59“ ist viel, viel mehr. Es zeigt – auch dank des wunderbaren Ensembles und eines großartigen Scripts – die Atmosphäre dieser Jahre sehr genau, beispielsweise das Nicht-Ernstnehmen der Frauen oder das hartnäckige Nicht-Reden über die just vergangene Nazi-Zeit. Woraus sich dann auch vieles an emotionaler Hilflosigkeit erklärt, was diese Generation an uns, die Kinder der Kriegskinder, unbewußt und unwillentlich weitergegeben hat.

Mich jedenfalls hat auch der dritte Dreiteiler sehr bewegt.

Die Serie in der ZDF-Mediathek
Wikipedia über die Serie


 

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