#WmDedgT heisst: „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ und wurde im April 2013 von Frau Brüllen ins Leben gerufen – jeden Monat am 5. schreiben (!) die teilnehmenden Bloggerinnen und Blogger ihren Tagesablauf auf. Einblicke in den Alltag vieler unterschiedlicher Leben und Berufe und vor allem über den eigenen Tellerrand hinaus. Im Prinzip wie #12von12, nur mit Worten statt mit Bildern…
7:30 | Der Handywecker tut, was er soll… Ich erwache in einem Hotelbett in Friedrichsdorf bei Frankfurt, neben mir liegt meine Mutter. Nein, kein Alltags-Freitag heute, überhaupt nicht. Wir sind gestern abend hierher gekommen, weil die ältere Schwester meines Vaters gestorben ist – mit 87 – und wir sie heute morgen auf ihrem letzten Weg begleiten möchten.
Als zwei nicht-frühstückende Kaffeetanten freuen wir uns als erstes sehr über den Wasserkocher plus Zubehör im Zimmer. Das sollten wirklich alle Hotels anbieten – oder gibt es irgendjemanden, der sich zu Hause erst fix und fertig anzieht und zurechtmacht, bevor er seinen ersten Kaffee trinkt? Wir haben jedenfalls Zeit, den Morgen des traurigen Anlasses gemütlich zu beginnen, auszuchecken, unser Mikrogepäck wieder im Mini zu verstauen und den Friedhof zu finden.
10:00 | Die Trauerkapelle ist wirklich schön, alles ist sehr würdig und geschmackvoll arrangiert, meine verstorbene Tante guckt mich von ihrem aufgestellten Foto mit wunderbar wachen Augen an und der Trauerredner erzählt sehr anschaulich von einem interessanten Leben. Ich schäme mich währenddessen ein bißchen, wie wenig ich eigentlich über sie gewußt habe, entdecke ungeahnte Parallelen zu meinen eigenen Interessen und Aktivitäten und denke mal wieder darüber nach, wie sehr man doch aufpassen muß, auch innerhalb der eigenen Familie nichts und niemanden allzu selbstverständlich zu nehmen – irgendwann kommt der Moment, wo man seine eigenen Gedankenlosigkeiten nicht wiedergutmachen kann.
11:30 | Wir anwesende Familie – der Witwer, meine in Irland lebende Tante mit ihren beiden erwachsenen Kindern, meine Mutter und ich – fahren nun im kleinen Konvoi nach Bad Nauheim, wo wir hoch über der Stadt in einem wirklich schönen Ausflugslokal mit grandiosem Blick auf das Tal, das meine Tante sehr geliebt hat, gemeinsam essen. Der Onkel, den ich schon mein Leben lang nicht anders als ruhig und freundlich kenne, hält sich tapfer, und natürlich reden wir nicht nur über meine verstorbene Tante, sondern tauschen uns auch über alles andere aus, was bei uns allen, die wir ja recht verstreut leben, gerade wichtig ist.
Das habe ich in jungen Jahren nie verstanden, wie solche Zusammenkünfte nach einer Beerdigung zu nahezu fröhlichen, lebhaften Runden werden können… Heute begreife ich es als Würdigung eines zu Ende gegangenen Lebens und als notwendige „Therapie“ für die Hinterbliebenen zugleich.
14:15 | Meine Mama und ich machen uns auf den Heimweg. Das Navi (bei mir ist das Google) führt uns über die A45 – ich wäre ganz anders gefahren – und erspart uns damit offenbar den schlimmsten Freitagnachmittags-Verkehr, wir sind jedenfalls nach drei stressfreien und fast staulosen Stunden zuhause. Da hätten wir ja gar nicht so früh aufbrechen müssen – aber am Abend zuvor haben wir deutlich länger gebraucht…
17:30 | Ich bin irgendwie k.o., die Fahrerei mit der relativ tiefstehenden Sonne von links – es war nämlich ein Tag mit allerschönstem Wetter von morgens bis abends – war doch etwas anstrengend.
Im Briefkasten finde ich eine wundervolle Überraschung vor, deshalb muß ich erst noch ein bißchen telefonieren… Und natürlich ein ausführliches Gesprächsründchen mit dem Schatz halten, danach zaubere ich uns eine schnelle Kleinigkeit zu essen und pflanze mich anschließend in den Fernsehsessel, um den dritten Teil von „Honigfrauen“ zu gucken, den ich mir aufgenommen hatte. In dem gefährlich gemütlichen Sessel schlafe ich dann gegen
22:00 | ein und ziehe konsequent, wenn auch ungewöhnlich früh ins Bett um. Gute Nacht.
Nun verlinke ich meinen Beitrag noch rüber zum aktuellen #WmDedgT von Frau Brüllen, wo unter ihrem eigenen Beitrag auch eine Linkliste der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu finden ist.
(Die vielen schönen Beiträge kann man unmöglich alle lesen – ich kriege das jedenfalls zeitlich nicht hin. Deshalb picke ich mir immer den ersten Blog mit interessant klingendem Namen raus und ab da stur jeden zehnten und diese Auswahl lese ich dann. So komme ich mit der Zeit auch ganz schön rum…)
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Jaja, die A45. Ich bin ein Glückskind: morgens früh Richtung Osten, Freitagabend in den Westen – also immer der Sonne entgegen.
Liebelein, Du hast ein großes Talent Deine Gedanken in Text zu formen, ich liebe Deine Formulierungen. ;-*