In unserem Hause schwelt unter der genußorientierten Oberfläche ein permanenter Lebensmittel-Glaubenskonflikt. Denn der Liebste ist der festen Überzeugung, daß es bei Aldi alles, wirklich alles in allerbester Qualität gibt. Obwohl die Härte der Preisverhandlungen zwischen dem Discounter und seinen Herstellerfirmen für die Öffentlichkeit längst kein Geheimnis mehr ist, denkt der Liebste, er bekommt für das berühmte kleine Geld tatsächlich die gewünschte großartige Ware. Ich hingegen bin nicht so ganz dieser Überzeugung.

In der Praxis läuft das dann so: der Liebste kauft einmal die Woche im Aldi ein. Und zwar alle Basics, die immer im Haus sein sollten, von der Butter und der Kondensmilch über den Scheiben-Gouda fürs Frühstücksbrot bis hin zu den Alltags-Tomaten. Und ich gestehe dem Liebsten und Aldi zu, daß vieles von erstaunlich guter Qualität ist und lecker schmeckt.

Und ich? Ich kaufe den Rest ein. An verschiedenen anderen Stellen. Das Brot beim Bäcker, das Gemüse und Fleisch vielfach im Bauernladen, anderes Benötigtes in einem anderen Lebensmittelmarkt. Da ich hier im Haushalt die Chef-Köchin bin, sieht mein Einkaufszettel selten an zwei Tagen gleich aus. Ich kann auch nicht für eine Woche einkaufen, ich kaufe lieber öfter und frisch. Ich achte auf Qualität, auf Geruch und Griff, auf Inhaltsstoffe, auf äußeren Eindruck, auf eventuell bereits gute Erfahrung mit einem Produkt – ist ja wohl klar, schließlich wollen wir die Lebensmittel ja essen.

Wo ist nun der Glaubenskonflikt? Da, wo der Liebste aus seinen Kaufgewohnheiten ein Dogma macht und mich für eine aus Prinzip verschwenderische und sowieso kritiklos markenhörige Person hält (ich kann natürlich im unerfahrenen Alter von 57 noch nicht wirklich wissen, daß mir die Remoulade von X besser schmeckt als die von Y). Ich fühle mich selbstverständlich darob vollkommen verkannt, bin ich doch eigentlich „nur“ die SoKo Lecker-gesund-abwechslungsreiches Abendessen und handele in bester Absicht. Nun ja, diese innereheliche Image-Korrektur werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr hinkriegen. *schiefgrins*

Aber daß wir gestern abend – ja, der liebe Frieden – diesen merkwürdig riechenden TK-Lachs (Echter Wildlachs, Schatz, für einsneunundneunzig! Das isses doch wert, das mal auszuprobieren.) essen mußten, diese pisselig dünnen Filets in Grau, die schon beim Auspacken fast wie ein bißchen gekocht aussahen… Argghhh! Der hat mir nun so gar keine Freude gemacht, der kommt mir nicht mehr ins Haus. Keinesfalls.


 

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