Letztes Jahr sagte eine liebe Freundin, abseits von jeglichem aktuellen Anlaß, zu mir: „Ich würde gerne irgendwas machen. Vielleicht was Ehrenamtliches. Aber ich will keine Verpflichtungen.“ Und da haben wir ihn schon, den großen Irrtum mit dem Ehrenamt.
Ehrenamtliche Arbeit leisten wir im wahrsten Sinne des Wortes freiwillig, denn wir entscheiden uns mit unserem freien Willen dafür, sie tun zu wollen. Aber hat man sich dann zum Mitmachen entschlossen, so ist sie – jedenfalls für mich mit meinem unentrinnbaren protestantisch-pflichtbewußten Erziehungshintergrund – durchaus verbindlich.
Es geht schließlich immer um was. Und deshalb gibt es Verabredungen unter den beteiligten Ehrenamtlern, wer wann was tun soll, damit das gemeinsame Ziel erreicht werden kann. Ein ehrenamtliches Projekt ist genau wie jedes berufliche Projekt ein Gesamtgefüge, das nicht mehr zufriedenstellend funktioniert, wenn Einzelne mittendrin aussteigen oder ihre eingegangenen Verpflichtungen einseitig für nichtig erklären.
Darunter leiden die Motivation und Freude des Teams und natürlich schlußendlich auch das Ergebnis.
Insofern ist ehrenamtliches Tun auch eine Art Reifeprüfung. Tja.
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Liebe Uschi,
ich verstehe sehr gut, was du meinst und ich sehe es genauso. Leider habe ich da schon häufig Ähnliches erlebt und das raubt den Aktiven, die engagiert weiter arbeiten wollen, mitunter sehr viel Kraft und Motivation.
Da kann man sich wirklich ärgern. Danach hilft nur Kopfschütteln, Zähne zusammenbeißen, weitermachen.
Ich wünsche dir (und mir) weiterhin viel Kraft, trotzdem nicht aufzugeben für die gute Sache!
Liebe Grüße
Cornelia
Cornelia, danke dir… Ich dachte mir schon, daß ich mit diesen Erfahrungen und Gedanken nicht allein bin. Wahrscheinlich ist es wirklich überall ähnlich.
Liebe Uschi, ich war jahrelang schulweghelferin. Es war ultra schwer zuverlässige Mitbürger zu finden, die keine berufstätigen Mütter waren.
Ein heiden stress…. diverse Male im Jahr um das mit Ausrüstung holen. 30min Ampeldienst… diversen Streitereien mit rücksichtslosen LKW und PKW Fahrern. Ausrüstung zurück bringen Vor allem im Winter verspäteten Bahnen, zwei kleinen Kindern, Gleitzeit… wären die gnä Hausfrauen fröhlich an einem vorbei gejoggt sind. Die Semmeltüte unterm Arm. Also ich hab dafür keine Zeit. Geh nachher zum Tennis, Friseur, maniküre…. (kannst Dir aussuchen)… warum stehst Du denn hier… Deine Kinder gehen doch gar nicht DIESEN Weg? Stimmt. Meine mussten den WEg nicht nehmen. Dafür einen anderen. Und ich bin froh, dass sie unbeschadet den Schulweg gemeistert haben.
Egoismus ist weit verbreiet….
LG Sunny
Liebe Sunny, ich kann es mir bildlich vorstellen… Mich ärgern allerdings weniger die, die gar nicht erst mitmachen, als vielmehr die, die sagen, daß sie dabei sind, dann aber doch nicht richtig mitmachen. Die sind eher Sand im Getriebe als irgendwie hilfreich und machen damit ehrenamtliche Arbeit eher zu einer Frustveranstaltung: statt gemeinsamem Spaß am Gelingen hauptsächlich Mühsal, das Ziel überhaupt zu realisieren.
Ich denke auch, wenn man sich für ein Ehrenamt entscheidet, dann muss man auch mit Herz und Nieren dabei sein. Es gibt da nichts Halbes. Entweder, oder.
LG Sabine
Liebe Uschi,
das sehe ich auch so – schließlich arbeiten Ehrenamtliche ja dort, wo jemand auf Hilfe angewiesen ist. Und wenn sie nicht erscheinen, lassen sie jemanden hängen.
Andererseits verstehe ich es auch, wenn jemand gern helfen möchte, aber eben nicht jeden Montag um 16 Uhr kann oder will – Gründe für so etwas gibt es ja genug. Bewertungen dieser Gründe auch. Aber das führt ja zu nix.
Da habe ich in New York gelernt: Ehrenamt muss gar kein „entweder-oder“ sein und ist auch ohne (lange) Verpflichtung denkbar. Und zwar dann, wenn eine Organisation das „mangelnde Engagement“ ganz nüchtern als Rahmenbedingung akzeptiert und dazu passende Aufgaben sucht – sofern das möglich ist. Hier mal 3 Beispiele:
Da hat eine Suppenküche eine Meetup-Gruppe im Netz eingerichtet, bei der man sich als Küchenhilfe oder für die Ausgabe (separat) kurzfristig, aber verbindlich für einen Termin eintragen kann – sofern nicht schon genug Volunteers da sind. Köchinnen und Koordinatorinnen dagegen haben regelmäßige Termine. Und wer sich einträgt, aber dann doch nicht erscheint, fliegt aus der Gruppe (beim zweitenMal, glaube ich).
Eine Organisation zur Altenbetreuung verbindet Ehrenamtliche mit einer konkreten Person, die alle zwei Wochen für eine Stunde besucht werden soll, und lässt beide nach einer Kennenlernphase alle Termine unbürokratisch und kurzfristig untereinander absprechen. Wer für sie einkauft, hat dagegen jede Woche einen festen Termin.
Oder: Eine Kultureinrichtung, die für ein Veranstaltungswochenende Ehrenamtliche braucht, macht sehr unterhaltsame und motivierende „Trainings“ für alle Interessenten, weist ihnen dann ihren Einsatzort zu – und rechnet dabei stets mit einem bisschen „Schwund“ – sie setzt stets kleine Gruppen ein. Was zur Folge hat, dass man dort eigentlich immer ein paar nette Leute kennenlernt. 🙂
Das alles funktioniert natürlich nur, wenn die Menschen in der Umgebung das „Volunteering“ als ganz normale Freizeitaktivität betrachten. Und es gibt in New York auch sehr viele Einrichtungen, die mit festen Terminen oder Stundenplänen arbeiten – und über mangelndes Engagement klagen könnten. 😉
Schönen Gruß nach Aachen!
Petrina