Und nein, hier geht es trotz des nahenden Weihnachtsfestes nicht um die berühmteste aller Jungfrauen, sondern um meine liebe Freundin Maria Al-Mana, die sich und uns fragt: Wollen wir in Verbindung bleiben? Und wenn ja, wie? Und mit „wir“ meint sie die Bloggerinnen und Blogger, also vor allem die Online-Welt als erstes Kennenlernen.

Maria und ich, wir sind beide schon unser Leben lang Netzwerkerinnen aus Leidenschaft, so haben wir uns auch einst gefunden – mittlerweile sind wir 60plus und wissen immer noch haargenau, wie wichtig lebendige Verbindungen für Herz und Hirn, für Plaisir und Portemonnaie sind.

blogs50plus

Deshalb gründeten wir im Februar 2016 die Website blogs50plus, damit die spannenden Blogs der nicht mehr ganz Jungen, die strotzen vor Wissen, Erfahrung und viel Humor, gefunden und gesehen werden. Maria hat damals und sehr lange einzelne Blogs in liebevollen Texten porträtiert, dazu fehlten ihr von Anfang an Reaktionen und positive Netzwerkeffekte und nicht zuletzt deshalb hat sie ihren Frust nun einmal aufgeschrieben. (Eine liebe In-den-Arm-Nehmung zwischendurch…)

Ich hingegen hielt schon immer die Fäden eher technisch im Hintergrund zusammen. Und ich weiß, daß blogs50plus.de – von mir jedenfalls – nie als irgendeine weitere Community gemeint war, über eine normale (wenig genutzte) Kommentarfunktion hinaus habe ich es auch technisch nicht so angelegt, weil ich um Himmels willen nie wieder in irgendwelche Netzwerk-Querelen verwickelt werden wollte, so etwas hatte ich damals nämlich gerade hinter mir. Ich dachte vielmehr, wenn die Leute übereinander Grundlegendes wissen und die direkten Links zu den gelisteten Blogs bekommen, dann haben sie alle Chancen, sich auf ihre jeweilige Weise zu vernetzen…

Die vielen Möglichkeiten

Denn genau das scheint das Problem zu sein: die Vielfalt der Möglichkeiten, in Verbindung zu bleiben – dadurch nehmen wir unsere tatsächlichen Verbindungen vielleicht auch weniger deutlich wahr. Den einen Königsweg gibt es einfach nicht mehr, jeder mag und macht es anders…

Ich zum Beispiel folge den von mir gemochten Blogs – und das sind nicht wenige – über den Feedreader Feedly, damit ich weiß, was und worüber so geschrieben wird, und möglichst nichts verpasse… Und bei noch mehr Sympathie folge ich der Bloggerin oder dem Blogger dann auch auf Mastodon (meine neue Internet-Stammkneipe) oder auf Instagram (die einst schöne Bilder-Plattform) oder auf beidem. Beruflich interessante Menschen suche ich mir zusätzlich auf LinkedIn, wobei dieses Netzwerk immer mehr zu einem nutzlosen Was-weiß-ich verkommt – nirgendwo werde ich (!) so oft plump angebaggert wie dort. Und Facebook, dieser verschwurbelte Gemischtwarenladen, hat bei mir eh jegliche Relevanz verloren, das nutze ich nur noch als Multiplikator für meine Blogbeiträge.

Jedenfalls ergeben sich so natürlich die unterschiedlichsten Kontaktwege – mit den meisten schwätze ich auf den Plattformen, ich kommentiere und like viel, mit einigen tausche ich bei ernsteren Themen persönliche, also nicht-öffentliche Nachrichten auf Social Media aus, anderen schreibe ich in ihrem Blog Kommentare unter ihre Blogbeiträge, von wieder anderen habe ich sogar eine Mobilnummer und wir tauschen uns über einen Messengerdienst aus, das sind bei mir am liebsten Signal oder, wenn es anders nicht geht, das unvermeidliche WhatsApp.

Was über diese Wege hinausgeht, mündet dann meist in persönliche Kontakte jenseits der Online-Welt. Für mein Leben ist jedenfalls die einst so beliebte Unterscheidung zwischen Internet und „real life“ längst obsolet.

Mein Blog – mein Hafen

Sehr konsequent bin ich allerdings darin, daß mein Blog mein Hafen im Web ist. Hier bin ich „die Bestimmerin“, kein größenwahnsinniger rich boy kann mir hier ins Handwerk pfuschen, ich muss nur den Provider bezahlen. Und ich blogge unverdrossen seit 2008. Niemals bisher hatte ich Themenfindungsschwierigkeiten oder Schreibblockaden und ich bleibe einfach dran, gnadenlos. 😉 Jeder Kommentar freut mich riesig, zumal die Leserschaft – sorry – immer „kommentarfauler“ wird. Und in den ungeselligsten Corona-Phasen war mein Blog der Ort, wo ich wenigstens auf gewisse Weise das tröstliche Gefühl haben konnte, irgendjemand „da draußen“ hört mir zu. Vielleicht.

Die meisten von uns Älteren – also 50plus – sind wahrscheinlich sowohl privat wie auch beruflich gesettled, haben Freunde und Kontakte in ausreichender Menge, „brauchen“ eigentlich nichts und niemanden Zusätzliches. Außerdem haben wir sowieso alle immer viel zu wenig Zeit… Insofern ist für mich alles, was ich an Menschen oder Themen darüber hinaus entdecke und mag und darum irgendwie in meinen Alltag einbauen kann, ein horizonterweiterndes Geschenk.

Die Zeiten ändern sich

Ich teile also Marias Frustration eigentlich nicht… Auch wenn ich sie verstehe. Und ich stimme ihr auf jeden Fall zu, was die nachhaltige Großartigkeit persönlicher Treffen angeht – schade, daß das Organisieren solcher Events oft so eine undankbare Sache ist, denn diese Verknüpfung von Online-Kontakt mit persönlichem Kennen via echter Zusammenkünfte, die ist eigentlich perfekt für unser Wohlbefinden. 

Doch ich glaube ja, daß sich unsere Art des Miteinanders ohnehin ändern wird, schon dabei ist, sich zu ändern. Durch Kriege, Krisen und Katastrophen lernen wir – immerhin ein guter Effekt – die Wichtigkeit unserer Verbindungen neu schätzen und werden uns ihnen wieder mit mehr Ruhe und Zeit widmen wollen. Alles scheint im Wandel, so auch unser Miteinander – von der Oberflächlichkeit zurück zu mehr Fokus.

Wäre das nicht schön, liebe Maria?

 

Hier geht es zu Marias Blogparade „In Verbindung bleiben“.

 

 

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