Es gibt so überstrapazierte Begriffe, mit denen man mich mittlerweile echt jagen kann. Dazu gehört der gern genommene Lifestyle, an Diffusität kaum zu überbieten. Wörtlich übersetzt: Lebensstil.
Denkt eigentlich noch irgendjemand darüber nach? Würde ich zum Beispiel nur barfuß laufen, Fahrrad fahren und Baumwollbeutel als Handtasche benutzen, dann wäre das zwar mein persönlicher Lebensstil – in ein sogenanntes Lifestyle-Magazin (in dem es worum genau eigentlich geht?) würde ich es damit aber voraussichtlich nicht schaffen…
Also, Leute, echt jetzt: „Lifestyle“ für alles und jedes?!
Denkt Euch doch bitte mal was Differenzierteres aus.
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Aus genau dem Grund „für alles und jeden“ habe ich vor ein paar Monaten meinen Blogssubtext von Fashion in Lifestyle umbenannt – eben weil es NICHT so festgelegt ist 🙂 .
@Ines: Klar! Es paßt ja auch bei Dir – in genau dem allumfassenden Sinn, in dem es heute gebräuchlich ist.
Ich gebe ehrlich zu: in den meisten Fällen weiß ich nicht was gemeint ist, wenn jemand diesen Begriff gebraucht. ALLES ist doch irgendwie Lifestyle … daher ist mir dieser Begriff auch zu beliebig. Neulich erzählte mir eine Bekannte, sie arbeite jetzt in einem Shop mit „so Lifestyle-Kram“… Aha? Schuhgeschäft? Mode? Elektronik? Kochen? Wellness? … Es handelte sich um Kleinmöbel und Deko, Interieur halt … alles so Vintage, Industrial Style, Used Look, alles beige, taupe, weiß, gekälkt, abgeschmirgelt – na eben so „Lyfestyle-mäßig eben“ … Aha! Wie gut, dass ich wenigstens Englisch kann …
O! Da könnte ich aus dem Stehgreif ne halbe Doktorarbeit drüber schreiben! Die begönne (!) mit dem „Modernen Magazin“ für die (Haus-)Frau irgendwann in den 1920ern, hätte ganz viel Stoff in den 1980ern (kann sich noch jemand an „Max“ und Co. erinnern?) und endete heute mit der Feststellung, dass „Lifestyle“ das neue „modern“ sein soll. Natürlich schon lang nicht mehr ist. Logisch, ist ja auch gleichlautend mit dem Verb, das sich aus Vermodertem bilden lässt….
Lifestyle hat dasselbe Schicksal erlitten wie zB Qualität. Das sind zunächst mal vollständig inhaltsleere Oberbegriffe bzw. Maßeinheiten. Die Aussage „Das hat Qualität“ ist einfach blöd, weil es ja auch schlechte Qualität gibt. Das ist so sinnvoll wie „heute ist Wetter“. Dasselbe gilt für Lifestyle. Das Problem ist also, dass aus dem völlig wertfreien „Lebensstil“ (der auch ein selbstgewähltes Leben als Penner bedeuten kann) plötzlich ein „gehobener Lebensstil“ gemacht wurde. In dem Wort selbst steckt das nicht drin. Das Wort Lebensstil finde ich übrigens ziemlich zutreffend, falls man es richtig braucht. Prägnanter kann man das kaum ausdrücken.
Ich dachte, Lifestyle sei in Magazinen und Geschäften schlicht eine Kaufaufforderung. Es geht dabei doch immer um „Lebensstile“, die klar erkennbare Produkte erfordern?!
Barfuß mit Stoffbeutel auf dem Fahrrad passt dort glatt auch hinein, mit dem „richtigen“ Rad, dem Buch vom Barfußlaufguru und einer schick simplen Taschenkollektion.
So, und jetzt frag ich mich, ob ich in meinem Blog wohl mit dem Tag „Lifestyle“ ganz falsche Erwartungen wecke – ich setze ihn an Artikel über Lebensstile in New York … und hab dazu gar nichts zu verscheuern.
Ein Plakat an einer Baustelle wirbt mit „Lifestyle-Apartements für St*denten“. Darf man dazu noch Studentenbude sagen? 🙂
LG Sabine
Diese ganzen bunten Magazine lese ich nicht mehr. @Maria – jaaaa, an die große MAX erinnere ich mich noch sehr gut! Gegen Blogs mit diesem Lifestyle-Label habe ich allerdings gar nichts. Der Blick auf das Leben anderer und die diversen Stilrichtungen interessieren mich. LG ☼