Radfahren in Aachen, wenn man nicht muß, sondern will… Darauf bringt mich der aktuelle Vorstoß der Verkehrsminister der Länder, die Radfahren sicherer und attraktiver machen wollen – dabei soll eine „fahrradfreundliche Novelle“ der Straßenverkehrsordnung helfen, die eine Arbeitsgruppe im Auftrag der Minister erstellt hat und die 15 konkrete Maßnahmen vorschlägt. Das finde ich prima, denn es muß wirklich was passieren in dieser Hinsicht.

Doch ich will hier nicht auf die verkehrs- und sonstigen technischen Mängel der Aachener Radwege eingehen, dazu gibt es genug Geschriebenes. Ich denke anläßlich dieser Meldung einfach darüber nach, wie sich Radfahren in Aachen anfühlt für eine Alltagsradlerin wie mich. Macht das Spaß? Die einen sagen so, die anderen sagen so…

Ich persönlich nehme immer dann mein Rad, wenn

  • es nicht regnet,
  • es nicht zu bitterkalt ist,
  • ich nicht top-gestylt irgendwo ankommen muß,
  • ich ausreichend Zeit für die Strecke habe,
  • ich keine schweren, volumigen oder empfindlichen Sachen transportieren muß.

Und ich muß natürlich schlicht und einfach Lust dazu haben – die habe ich aber ziemlich oft und in Richtung Innenstadt sowieso, denn nichts ist schöner, als sich nicht um einen Parkplatz fürs Auto kümmern zu müssen!

Ich bin also allermeistens eine entspannte, wenn auch keine „moderne“ Radfahrerin. Ich halte an roten Ampeln und beachte auch sonst die Verkehrsregeln. Ich rase nie, denn das ist mir viel zu gefährlich – wenn was passiert, passiert es schließlich vor allem mir. An großen Kreuzungen lasse ich ebenfalls Vorsicht vor Rechthaben walten. Muß ich ausnahmsweise mal ein Streckchen Bürgersteig benutzen, so schiebe ich oder fahre sehr moderat, warne außerdem jeden Fußgänger, dem ich mich von hinten nähere, durch einen freundlichen Zuruf, damit sich niemand erschreckt. Ja, solche Dinge mache ich… Ich habe aber auch immer meine dreisprachigen, selbstgemachten und selbstverständlich wieder ablösbaren Ein-Radweg-ist-kein-Parkplatz-Aufkleber dabei, die sich jedes Auto einfängt, das auf dem Radweg parkt.

Was ich am Radfahren weniger mag, ist der ständige, deshalb nicht unanstrengende Konzentrationsbedarf – jede Autotür am rechten Rand habe ich in Beobachtung, bei jedem Fußgänger nahe der Bordsteinkante schätze ich ein, ob er einfach ohne zu gucken über die Straße laufen wird, und durch mein Rückspiegelchen weiß ich immer, was hinter mir los ist. Und andere Radfahrer? Die sind teilweise ebenfalls anstrengend, besonders die auf den Rennrädern. Überholen zu eng. Erschrecken durch ihre Lautlosigkeit im Näherkommen. Rasen über Fußgängerwege oder mir auf engem Radweg entgegen. Machen irgendwie auch mir als ebenfalls Radfahrerin Stress durch ihre offensichtliche Ungeduld mit anderen Verkehrsteilnehmern und – ja! – insgesamt rüpelige Fahrerei. Zum Glück sind diese nicht in der Mehrzahl, auch wenn sie öffentlich wie Mehrzahl wahrgenommen werden. Und so beschädigen sie leider den Ruf von uns allen, weshalb es auch solche begrüßenswerten politischen Vorstöße wie der eingangs beschriebene weiterhin schwerhaben werden.

Und dann gibt ja sowieso längst nicht mehr nur eine Zwei-Klassen-, sondern sogar eine Drei-bis-vier-Klassen-Zweirad-Gesellschaft… Das wurde mir klar, als mich vor einiger Zeit auf einem schmalen Radweg bei ebener Strecke – ich war also in totalem Normaltempo unterwegs – jemand von hinten anpampte: „Geht das nicht schneller?!“ und mich dann ein Typ auf einem E-Bike überholte. Da kommt auch noch was auf uns zu.


 

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