2016 am Marché Victor Hugo in Toulouse – dieses Gefühl meine ich.

 

In unserem Haushalt wird abends gekocht, schon immer. Also, ich koche, der baM* eher nicht… Und nicht nur mir beschert die Viruskrise durch den Wegfall aller üblichen Aushäusigkeiten eine ganz neue Erfahrung: viel seltener einkaufen, aber viel öfter kochen.

So habe ich also mit knapp über 60 endlich gelernt, einen brauchbaren Einkaufszettel für mehrere Tage zu schreiben statt wie bisher spontan und fast täglich in der Gemüseabteilung meines Lieblingssupermarktes zu entscheiden, was abends auf den Tisch kommen wird. Zweiteres macht mir übrigens immer noch deutlich mehr Spaß – obwohl der Mensch ja angeblich nur drei Wochen braucht, um eine neue Gewohnheit zu verinnerlichen. In diesem Punkt klappt das bei mir nicht, ich vermisse den sinnlichen Aspekt beim Einkaufen, das Riechen, Fühlen, Aussuchen…

Momentan geht es aber nun mal mehr um kluge Planung. Was hält sich wie lange, welche Gerichte koche ich also in welcher Reihenfolge, etcetera… Unter diesen Gesichtspunkten suche ich auch meine jeweiligen Rezepte aus, so entsteht mein Speiseplan. Er setzt sich zusammen aus unseren bewährten Alltagsgerichten – unkompliziert zu machen, stets gern gemocht – und derzeit einigem an neuen Rezepten, die ich mit mehr Muße als sonst ausprobieren kann.

Als manische Rezeptsammlerin – auf Papier und online, ganz egal – habe ich einen riesigen Fundus namens „möchte ich mal nachkochen“ in meinen Favoriten gespeichert und natürlich sowieso einen halben Schrankkilometer tollster Kochbücher und Rezeptzeitschriften, aus all dem brauche ich mir nur was Nettes rauszufischen… Dieses Schmökern in meiner multi-medialen Sammlung macht mir viel Freude – da weiß man doch, wofür man sie hat! Ich suche die Rezepte der jeweils kommenden Tage allerdings weniger nach einem Zufalls- als vielmehr nach meinem ganz persönlichen Lustprinzip als Essens“handwerkerin“ aus – was habe ich Lust zu machen, was möchte ich gerne schmecken, bin ich in ausführlicher Schnibbellaune, will ich was dazulernen oder will ich was ganz Unkompliziertes?

Und so koche ich mich allmählich durch einen kleinen Teil der vielen noch ungekochten Gerichte. Anfangs fand ich das ganz supertoll. Es war ja sonst nicht viel zu tun, es war von heute auf morgen so ein Gefühl unendlicher Freizeit ausgebrochen, wir zwei auf unserer Insel – da stellte das Abendessen unseren einzigen Fixpunkt am Tag dar und ich hatte richtig Lust, das ganze Thema zu zelebrieren. Dann wurde es zu einer Gewohnheit, dieses viel ausführlichere Kochen. Und inzwischen – wir sind in Woche 11 seit Kontaktverbot – gibt es auch schon mal wieder öfter ein Husch-Husch-Gericht, als ob ich kaum Zeit hätte. Wie doof ist das denn?! Kochen ist doch meine Kontemplation, meine Entspannung, meine Freude! Trotzdem ist es mir nach all den Wochen gerade ein bißchen zuviel Pflicht statt Kür.

Doch dann ist da natürlich zum Glück der baM, mein großer Motivations-Booster. Er lobt (fast) alles, was auf den Tisch kommt, und würdigt auch die Arbeit, die dahintersteckt – das bringt er öfter zum Ausdruck als im Vor-Krisen-Alltag, das ist sehr süß von ihm. Und seine deutliche Lust am Genuss ist auch für mich als die Köchin schön, ist ja wohl klar…

So, und jetzt verabschiede ich mich, denn ich muß über meinen Einkaufszettel für morgen nachdenken!

 

Dieser Beitrag wurde angeschubst von Ralf Simon mit seiner Blogparade #Zufallsrezept – deren Titel zu meiner persönlichen Methode nicht ganz passt, aber um Rezeptauswahl geht es bei mir natürlich auch. Ansonsten hat sich mein Text wie von selbst einen etwas anderen Schwerpunkt gesucht… Such is life!

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