Mein dritter Geburtstag bei Oma – zu dem Zeitpunkt 53 Jahre jung – und Opa in Angermund.
Ich! Verstehe! Es! Ich verstehe wirklich, daß es zutiefst beglückend sein muß, die schönen Seiten des Mutterseins ein zweites Mal, nun aber ohne die riesengroße Verantwortung des Mutterseins zu erleben… Auch ich war einst eine pupsfidele und behütete Prinzessin, die sich sonnen konnte in der Aufmerksamkeit von zwei Omas und einem Opa. Große Verwöhnung statt elterlicher Konsequenz. Das ist schön. Dieses geborgene Gefühl bleibt einem ein Leben lang im Herzen. So weit, so wunderbar.
Aus Sicht der Freunde wiederholt sich aber, ebenfalls zum zweiten Mal im Leben, ein interessanter Mechanismus: das Kind ist da, der Freundeskreis sortiert „sich“ neu. Nein, eigentlich wird er neu sortiert – denn so eine leidenschaftliche Oma hat nun viel weniger Zeit für andere(s), sie ist dauernd mit Enkel-Angelegenheiten beschäftigt, deshalb ganz abwesend oder zumindest schlecht erreichbar oder wegen Abgelenktheit nicht fähig, sich auf ein Telefonat einzulassen. Ich staune, was so alles geht. Oma als Permanent-Taxi, Oma als kurzfristig und auch aus größerer Distanz anforderbarer Babysitter, Oma als Zweitwohnsitz, Oma als Allesmögliche – im Einzelnen und mal total verständlich, doch erstaunlich häufig begegnet man heute der Oma als Hauptbeschäftigung…
Wo bleibt das Eigenleben der Großmütter? Die ja eigentlich „vorher“ erwachsene, erfahrene, aktive Um-die-60-Frauen mit einem eigenen, zufriedenen, ausgefüllten Leben und interessanten Interessen waren. Die jedenfalls zufrieden und ausgefüllt wirkten – oder war das nur Theater, so daß es zu großen Teilen scheinbar so einfach hintangestellt werden kann? Wäre das Großmuttersein einfach eine wunderbare und ausbalancierte Ergänzung des Lebens und würde nicht der neue Zustand – gefühlt – gegen viele(s) andere ausgetauscht, gäbe es als „betroffenes Umfeld“ überhaupt nichts zu knatschen. So aber bleibt doch manches an vorher normalem social life auf der Strecke… Ja, ich vermisse manche meiner Oma gewordenen und damit quasi verschwundenen Lieblingsfrauen regelrecht. Das musste ich jetzt einfach mal aussprechen – eher mit Wehmut als mit Groll, damit ich hier bloß nicht mißverstanden werde.
Doch kinderlose Menschen wie ich sind bei dem Thema sowieso komplett außen vor, denn die können ja – in dem Punkt ist immer flott abqualifiziert, zack – überhaupt nicht „wissen, wie das ist“. Ihnen bleibt tatsächlich nur die Hoffnung, daß die Dinge mit ihren Freundinnen sich vielleicht irgendwann wieder normalisieren – aus ihrer Sicht natürlich… Und bis dahin brechen sie, um den Kontakt nicht ganz zu verlieren, bei jedem gewhatsappten Baby- und Kinderfoto erwartungsgemäß in Anerkennung und Entzücken aus.
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Ich fühle nur Zustimmung, liebe Uschi, zu deiner Wehmut! Zum Glück habe ich einen so un-homogenen Freundeskreis, dass diese „tektonischen Verschiebungen“ sich nicht so häufen. Zwischen Freunden, die ihr ältestes Kind gerade einschulten, und jenen, deren Enkel bereits im Abitur stehen… gibt’s bei uns Alles. Da fällt meine Freundin, die gerade Vollzeit-Oma glaubt sein zu müssen, nicht so wahnsinnig auf. Ich warte bei ihr ab, bis sie wieder ins Leben zurück kommt – und tröste mich derweil mit dem bunten „Rest“.
Ja, so ähnlich ist es bei mir ja auch – die Aggregatzustände sind glücklicherweise bunt gemischt… Was das Vermissen Einzelner aber nicht verhindert. Doch wir werden sicher auch diese Phase überstehen. 🙂
Liebe Uschi,
noch ist es nicht ganz soweit… aber ich fürchte mich schon. Ist in den 30ern der Freundeskreis zusammengebrochen, weil wir uns dem Kinderkriegen verweigert hatten, so steht mir all das jetzt wohl ein zweites Mal bevor… weil ich nicht Oma werde.
Ist es nicht erschreckend? Selbstständige, selbstbewusste Frauen sind auf einmal 24/7-Omas? Keine Zeit mehr für Kino, Literaturkreis, Kaffee mit Freundinnen, ehrenamtliches Engagement wo auch immer?
Ich hoffe auf die ein oder andere „Vernünftige“!
Herzliche Grüße aus dem Dorf an der Düssel…
Klar gibt es auch die, die auf ihr Eigenleben aufpassen… Zum Glück!
Ich hoffe einfach, dass ich vorher sterbe und mir das erspart bleibt. Weil in meiner Generation die Freundinnen erst mit Mitte 30 oder später Mutter wurden, habe ich gute Chancen, das nicht mehr erleben zu müssen. Dieses Gefühl, kaum noch eine Rolle mehr zu spielen, obwohl man vorher gern gesehen/gehört war, brauche ich nicht nochmal. Ich weiß genau, was Du meinst.
Ich habe es natürlich ein bißchen überzeichnet…
Genau, endlich Frauen die ähnliches beobachten und erleben. So langsam werden in meine Freundeskreis viele vorher durchaus emanzipierte Frauen in einer Art Metamorphose zu Vollzeitomas und für mich nicht mehr erreichbar.
Letztens war ich mit zwei Freundinnen, beide Omas, essen. Es dauerte nicht lang und die handyfotos der Enkelkinder waren das Wichtigste des ganzen Gespräches.
Noch immer wundere ich mich wie eine solche Verwandlung so schnell möglich ist.
Ich überlege gerade wo meine Mutter und Schwiegermutter waren als die Kids klein waren…?! Ach ja, die standen damals noch mitten im Beruf und am Wochenende waren sie viel zu busy… 😉
Aber traurig ist das schon, dass sich das Ganze wiederholt. Ich hoffe ja, nicht alle Deine Freundinnen, die Oma werden oder sind, sind so…
LG
Jedenfalls werden nicht alle meine Freundinnen Oma, schon gar nicht ganz gleichzeitig, und nicht alle Omas handhaben den neuen Zustand genau gleich… Insofern bin ich nicht plötzlich vereinsamt. 🙂
Jetzt sitze ich hier und denke darüber nach, wie ich meine Eltern als Oma und Opa in unseren Alltag einspanne.
Beide haben bis vor mehr oder weniger nicht all zu langer Zeit gearbeitet. Mein Papa arbeitet auch heute noch regelmäßig. Zwar in einem Ehrenamt aber das gewählte Ehrenamt ist recht fordernd. Somit waren bzw. sind meine Eltern nicht immer verfügbar. Aktuell gibt es einen Tag in der Woche an dem sie den Fahrdienst für K2 übernehmen. Soweit sie Zeit haben unternehmen sie gerne etwas mit ihren Enkeln. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass sie dadurch ihr eigenen sozialen Kontakte oder ihre Freizeitaktivitäten vernachlässigen. Das würde ich auch nicht wollen. Im Umkehrschluss würde das ja auch heißen, dass unsere Eltern täglich bei uns sind. Das würde wohl auch mit meinem Mann nicht gut gehen.
Vielleicht habe ich diese Einstellung aber auch schon von meiner Mama übernommen. Meine Großeltern, ihre Eltern und die Mutter meines Vaters haben alles für uns 3 Enkel getan. Die eine Oma lebte mit in unserem Elternhaus. Sie empfing uns nach der Schule. Sie holte uns von der Kita ab. Sie ging mit uns zum Turnen. Die Großeltern nahmen uns mit in den Urlaub. Schwarzwald, Allgäu, Zeeland. Wenn es nach ihnen gegangen wäre hätten sie ihre kompletten Urlaube mit uns verbracht und uns auch sonst überall mit hingenommen. Noch heute hören wir von Opa (92) wenn wir gehen:“ Lasst euch nochmal blicken!“
Aber: Meine Mutter hat schon immer großen Wert darauf gelegt, dass alle 3 Großeltern Zeit für sich und ihre Kontakte und Hobbies hatten. Da wurden wir dann auch nach einer Woche aus dem Urlaub abgeholt, damit Oma und Opa noch eine Woche Ruhe haben.
So halte ich es mit dem Einsatz meiner Eltern auch. Wenn Oma und Opa sein zur Selbstaufgabe führt finde ich das nicht gut. So wie ich es auch nicht gut finde, wenn Mutter sein zur Selbstaufgabe führt.
Da bin ich ganz „bei Dir“. Und so, wie Du es schilderst, hört es sich für mich auch ziemlich normal und perfekt an. Balance ist das Zauberwort, denke ich mal…
Hab mir schon Sorgen gemacht 😉