In jeder WhatsApp- und anderen Gruppe gibt es wahrscheinlich so einen “Platzhirsch”, also ein Dominanz-Wesen – lautstark mit sich selbst beschäftigt, empathiefrei für normale Alltagsthemen anderer und kein Satz ohne “ich” oder “mein”… Er kann gar nicht so viel dafür, er ist nun mal so und merkt es wahrscheinlich gar nicht.

Das Phänomen sind eigentlich die anderen. Die, die jedes Wort des Platzhirschen wahrnehmen und die mit ausführlichem Ah und Oh und Nein-wie-toll und charmanten Scherzchen jede noch so uninteressante Äußerung quittieren.

Da wird beispielsweise eine Fensterbank-Deko gepostet und schon sind für den Rest des Tages alle nur noch mit dem launigen Kommentieren dieser einen Deko beschäftigt.

Da wird auch noch das zwölfte Selfie aus einem Urlaub – denn interessante Fotos des besuchten Reisezieles postet der Platzhirsch nicht, warum auch immer – mit allgemeinem verbalem Applaus belohnt.

Da wird aus der simplen Mitteilung, man habe “so gar kein Karnevals-Gen”, durch den sich daraus entspinnenden Dialog (“Och, echt? Hast Du nicht?!”) ein halber Meter Scrollbedarf, während andere in der Karnevalszeit vielleicht spannendere Dinge über ihre tatsächlichen karnevalistischen Aktivitäten erzählen könnten.

Das tun sie aber nicht und ziehen sich auf Dauer immer mehr zurück – weil die anderen in der Gruppe sowieso fast nur auf des Platzhirschen Pupse reagieren. Rätselhaft… Man muß nur “laut” genug sein? Das meine ich jedenfalls hier mit dem Platzhirsch-Phänomen und man trifft diese Claqueur-Herden virtuell und analog, bei Männern, bei Frauen und natürlich auch in gemischten Gruppen an. Auf Dauer wird so eine antisoziale Dynamik vor allem eines: furchtbar langweilig.

Hier sind dann der eigene freie Wille und das Knöpfchen “Gruppe verlassen” sehr nützlich. Klick.

Die entzückenden Woll-Hirsche im Foto habe ich übrigens auf Etsy bei FullyWoolly entdeckt.


 

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