Ich sag Euch was – ich bin heilfroh, nicht mehr im Studium zu sein oder mich irgendwo bewerben zu müssen. Denn dann müsste ich mich ja tatsächlich ernsthaft mit dieser gendergerechten Sprache (ganz unten sind ein paar Links für Wissbegierige) beschäftigen.
So aber kann ich ziemlich stur dabei bleiben, daß ich nicht sprechen möchte, als hätte ich einen nervösen Schluckauf, sondern spontan und echt, und daß ich keinesfalls mein Schriftdeutsch enorm verhässlichen will durch ständige *, /, (, ) oder _. Daß ich mich nicht ohne Not verheddern will im nebulösen Dickicht des neuen sprachlichen Wohlverhaltens!
Seht Euch nur mal diese kleine „Checkliste für gendergerechte Sprache“ an, zwischen albern und häßlich ist einiges vertreten:
Doppelnennung der männlichen und weiblichen Form (Paarform) | Studentinnen und Studenten |
Binnen-I | ProfessorInnen |
Splitting | der/die Dozent/Dozentin, die Professor/inn/en, ein/e Mitarbeiter/in |
Klammerung | Doktorand(inn)en, Seminarleiter(innen) |
Gender-Sternchen | Student*innen |
Gender-Gap | Lehrer_innen |
Beide Geschlechter in ausgewogenem Verhältnis abwechselnd nennen | Student, Professorin, Dozent, Mitarbeiterin |
(Gefunden auf mentorium.de)
In Fach- und Sachtexten kann man – und frau, selbstverständlich! – das ja gerne machen, aber alles, was mehr in Richtung Belletristik oder gar Poesie geht, sollte doch bitte aus ästhetischen Gründen verschont bleiben…
Ich bin Jahrgang 1959 und habe die ganze, dankenswerterweise von Alice Schwarzer angeschubste Emanzipations-Bewegung leidenschaftlich mitgelebt, EMMA gelesen, Machos jeden Alters un-heimlich verachtet, mir ständig den Mund fusselig diskutiert und vor allem mit Ausbildung und Berufserfahrung dafür gesorgt, daß ich wirtschaftlich auf den berühmten eigenen Füßen stehen konnte. Besonders letzteres war Machen statt Reden und viel wirksamer als jede hitzige Diskussion.
So ist – für mich – dieses Gendersprachdings vor allem eine gigantische Wortklauberei des Bildungsbürgertums. Ich bin intellektuell nicht überfordert mit dem theoretischen Unterbau und verstehe diesen auch – aber glaubt denn irgendjemand ernsthaft, dadurch ändere sich in absehbarer Zeit das Gehaltsungleichgewicht zwischen Männern und Frauen? Die Häufigkeit häuslicher Gewalt? Die vielen Ungerechtigkeiten gegen Alleinerziehende? Die Verächtlichmachung von Vergewaltigungsopfern? Das Standing beim Bankgespräch? Der Frauenanteil in Aufsichtsräten? Sorry, aber ich glaube da nicht dran… Und der großen Schar gruselig gefallsüchtiger Social-Media-Püppchen, immerhin ein nicht kleiner Teil der just nachwachsenden Frauengeneration, geht das Thema wahrscheinlich sowieso am hingebungsvoll „definierten“ Popo vorbei.
Ich jedenfalls – bekennende Freundin unserer schönen, weil ausdrucksvollen und wortreichen Sprache – schreibe weiter ohne Sternchen, Gap oder sonstige Häßlichkeiten… So müssen dann am Ende auch Franzosen, Briten und andere Fremdsprachler beim Übersetzen (zumindest meiner Texte) nicht verzweifeln. Ob und wie die „Anderen“ das lösen, ist übrigens bei Wikipedia gut erklärt.
Shitstorm, ich bin gewappnet.
frauenbeauftragte.uni-muenchen.de
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Moin!
Also ich vertrete die Meinung, dass das, was schon immer funktioniert/nicht funktioniert hat, sich nicht dadurch ändert, wenn man anfängt zu gendern. Ich bin nicht mehr Frau, nur weil irgendwo ein *innen oder sonst etwas angehängt wird. Man sollte uns Frauen viel eher beibringen, endlich selbstbewusst durchs Leben zu gehen.
Ich beziehe mein Selbstbewusstsein nicht durch irgendein Gendersternchen, sondern dadurch, dass ich weiß, was ich leisten kann, geleistet habe und noch leisten werde … und dass ich schon manchem Mann gezeigt habe, wo es lang geht 😉
Alles Liebe
Maksi
Ja, ein echter Kuddelmuddel… Ich bin ganz einfach und ziemlich pragmatisch dafür, die nächsten 100 Jahre zur Abwechslung mal konsequent die weibliche Form zu verwenden. Ich bin’s – mit 65 Jahren – einfach mal leid, immer nur „mit-gemeint“ zu sein. Ob sich an der allgemeinen Geschlechter-Ungerechtigkeit was ändert? Warten wir’s ab.
Ach ja… Dieses Thema hat mich die letzten Wochen schier in den Wahnsinn getrieben. Jetzt habe ich endlich eine Entscheidung getroffen. Und der ganze Prozess zeigt mir: Doch, es bewegt sich was. Zuerst bei mir – wo auch sonst?
1. In Sachbüchern und Fachtexten habe ich viel zu lang etwa Leser/innen geschrieben. Doch schon seit 2018 sagt ja das deutsche Recht: „Es gibt ein 3. Geschlecht – berücksichtigt das!“
2. Und wie mache ich das jetzt? Da ich auch viel online schreibe, habe ich mich jetzt endlich für Leser:innen entschieden. Denn das wird für sehbehinderte Menschen verständlich vorgelesen, im Gegensatz zu Leser*innen. Beide beziehen – im Gegensatz zu Leser/innen das 3. Geschlecht per Definition mit ein.
3. Diese „Definition“ ist der Punkt, der für mich alles entscheidet: Es darf nichts rein Formales sein, da hast du absolut recht. Dann stellt sich wirklich (nur) die Frage nach Schönheit oder nicht.
4. Für mich war allein das Nachdenken darüber ein Prozess. Einer, dem einer Sprachfetischistin extrem schwerfällt. Am Ende kommt es für mich darauf an, mich einerseits zu positionieren (Menschen aus Unachtsamkeit auszuschließen, geht gar nicht), andererseits immer wieder und wieder noch achtsamer und kreativer mit Sprache umzugehen. Vor allem auf die Kreativität freue ich mich jetzt wieder. Denn: Sollte ich Gedichte oder Romane schreiben, habe ich mir fest vorgenommen, das so zu tun, dass so was wie Leser:innen gar nicht nötig wird. In Sachtexten aller Art (dazu gehören für mich auch Blogtexte und Co.) aber werde ich mich bis auf weiteres an Leser:innen wenden. Macht für mich Sinn!
Liebe Uschi, danke für diesen Anstupser – der für mich alles andere als ein Nebelwerfer ist…
Maria
Ich würde auch eine einheitliche Form begrüßen, die mich aber nicht nur „mitmeint“. Daher bin ich sehr dafür, in den nächsten – sagen wir mal 150 Jahren das generische Femininum zu verwenden. Es wird den Herren der Schöpfung bald so auf den Keks gehen, dass sie was „Handliches für Alle“ erfinden werden.
Und auch wenn ich mich dran gewöhnt habe, und mir auch kein Zacken aus der Krone fiel – richtig war und ist es nicht, uns Frauen männlich anzusprechen. Fand übrigens auch Rechtsanwältin Gregor Gysi neulich ‚raus. Er ist bekehrt.
Liebe Kinder und Kinderinnen,
wie albern soll das denn noch werden?!?
Als überzeugte Emanze und leidenschaftlicher weiblicher Heimwerker (Auch das läßt die deutsche Sprache zu, denn hier geht’s um das grammatikalische und nicht um das biologische Geschlecht!) warte ich nur auf den Prospekt meines Lieblingsbaumarktes, der mir die erste Schlagbohrerin zum Sonderpreis anbietet.
Geht’s noch?
Schluss mit der Genderquatschinterpunktion und der Verunstaltung der Sprache, es ist einfach nur ein Armutszeugnis und der schlagende Beweis für typisch deutsche Kleingeistigkeit — und es hat mit Emanzipation nicht das geringste zu tun!
Du sprichst mir aus der Seele, Elfi.
Gruß, Andreas
Das *BMJV* [BundesMinisterium der Justiz + Verbraucherschutz] verschickte vor ein paar Wochen einen „aktualisierten“ GESETZ-Entwurf zum *SanIinsFoG* in dem -aktualisiert- an mehr als 600 Stellen…. also fast durchgängig (!) ausschliesslich DAS GENERISCHE FEMININUM verwandt wurde…. (!)
PS: Christine Lambrecht wird zur *BTW*2021 nicht mehr antreten.
Ja, schwierig. Ich bin hin- und hergerissen und verwende schon mal das „liebe Kolleginnen*“ mit dem Hinweis, das Männer mitgemeint sind. Und ich ärgere ich, wenn die Gruppe Turnmädchen mit der weiblichen Kursleitung lapidar als Sportler bezeichnet werden, denn da sind eindeutig nur Sportlerinnen. Wenn es irgendwie geht, nehme ich die Doppelnennung.
LG Ilka