Foto: Xavier Badosa; gefunden auf Flickr, nicht-kommerzielle Verwendung erlaubt.
Vorsicht: dies ist ein in keinster Weise kultur-intellektueller, nur ein ehrlicher Beitrag “aus dem Bauch heraus”.
Als Bob Dylan in das Bewußtsein der musikhörenden Menschen geriet, war ich schätzungsweise sechs, sieben Jahre alt und weit entfernt davon, irgendeines Musikers Fan zu sein. Als ich mich dann selbst für Musik zu interessieren begann, fing gerade die Supertramp-Zeit an (ich sah sie erstmals live in Köln mit dem noch ziemlich unbekannten Chris de Burgh als Vorgruppe), Bob Dylan hörte ich selten, vornehmlich auf irgendwelchen Feten, der lief für mich eher unter Folklore, das war nie so wirklich meine Musikwelt.
Dylan, Baez, Joplin – das hörten Leute, die ein Stück älter waren als ich, und mehr als die großen Hits kannte ich von diesen Musikern nicht, mit den Texten habe ich mich nur marginal beschäftigt. Hätte ich natürlich damals schon gewußt, was gestern bekanntgegeben wurde, hätte ich den literarischen Aspekt des Dylan’schen Schaffens nicht dermaßen unbeachtet gelassen. Sorry!
Ein weltberühmter, legendärer Musiker erhält den Literatur-Nobelpreis… Aha. Als renommierter “Nur”-Schriftsteller wäre ich konsterniert und auch irgendwie brüskiert. Als geübte Tatsachen-Hinnehmerin denke ich nur, wieso das, der ist doch eh’ schon irre berühmt und anerkannt.
Ich verstehe es nicht ganz, aber trotzdem: Glückwunsch zu dieser hohen Auszeichnung, Mr. Dylan!
Die offizielle Website das Nobelpreisträgers, auf der es auch Gedichtbände gibt, jawoll…
Mein persönliches Magengrummeln ist viel schlüssiger in der NY Times formuliert; den Artikel fand ich erst nach Veröffentlichung meines kleinen Beitrags. “Bob Dylan does not need a Nobel Prize in Literature, but literature needs a Nobel Prize.“
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Als ich mich gestern durch die TV-Nobelpreiskommentare zappte, lautete eine der Begründungen, dass Dylan den Preis darum bekomme, weil er sich am Anfang seiner Karriere nicht so recht entscheiden konnte, ob er schreiben oder singen wollte. Aha.
Mein Magen würde gern mit deinem im Duett grummeln…. Vielleicht kriegen wir dann eines Tages auch einen Literaturnobelpreis dafür.
Lieben Gruß
Maria
Es gibt nicht so viele Literaten Poeten, Musiker, die auf ein so gewaltiges Oeuvre aus 60 Jahren zurückblicken können. Dylans Texte sind vertonte Gedichte, dass er den Preis mehr als verdient hat, kann niemand ernsthaft bestreitet – es fällt halt vielen schwer, seine Poesie von seiner Stimme zu trennen. Wer weiß schon, wie z.B. Sinclair Lewis oder Knut Hamsun geklungen haben, wenn sie ihre Texte vorgetragen haben? Populärkultur als Fluch und Segen: Ich bin sehr glücklich darüber, dass hier jemand ausgezeichnet wurde, der mich nachhaltig beeinflusst hat.
Das verstehe ich gut, Kiki, und würde mir bei entsprechendem Preisträger vermutlich nicht anders gehen. Daß mein Bezug zu Dylan ein nicht so intensiver ist, habe ich ja im Text erzählt. Ist halt so…
Und ich glaube auch nicht, daß außerhalb der wissenschaftlichen Sparten schon jemals ein Nobelpreis zu ALLER Zufriedenheit verliehen wurde. Warum sollte das ausgerechnet diesmal anders sein?
Liebe Kiki, mir aus dem Herzen gesprochen! Danke dafür! Und ich denke, als “renommierter Nur-Schriftsteller“ wäre ich weder “konsterniert noch brüskiert“, sondern hätte evtl. den literarischen Wert Dylans eher erkannt – und wäre höchstens neidisch auf die zusätzliche Musikalität des BD. Die Stimme – na, ja … Tom Waits ist auch berühmt, Cat Stevens und Donovan hat man auch eher NICHT nach ihren Gesangsqualitäten beurteilt.
Ich freue mich über den Preis! Für mich (Alt-Hippie) ist das eine späte Anerkennung der Inhalte, Werte und Poesie, um die es schon in meiner Jugend ging, und die ich heute noch hochhalte!
Unbekannte Vorgruppen, die später Headliner werden, habe ich auch schon aus Versehen gesehen. Bob Dylan habe ich auch mal live gesehen. 1995 in Roskilde auf dem Festival. Er war … nun ja … sagen wir … nicht ganz bei sich … oder nicht ganz unter uns … Aber viele seiner Lieder liebe ich trotzdem.