Ich teile mein Leben mit einem mehr als zehn Jahre älteren Mann und mit einem Twitter-Account*, das führt zu einer großen Altersspanne, innerhalb derer ich mich bewege, und damit zu einem ziemlich kontrastreichen Alltag… Die Älteren in unserem geselligen Freundeskreis nehmen das „Küken“ nicht ganz ernst, weil ich ihnen noch zu jung bin, und als gefühlte „Oma“ bin ich auf dem Social-Media-Kanal für die Jungen … ach, lassen wir das. Es ist jedenfalls für mich ein ganz lustiges Wechselspiel und aber auch eine psychologische Herausforderung, denn Küken fühlt sich natürlich charmanter an, obwohl man auch mit Oma entspannt zurechtkommen sollte. Ich lebe quasi beides parallel…
Noch nie – seit ich als endlich Zwölfjährige beleidigt war, daß der Busfahrer mir immer noch nur „ein Halbes“ verkaufen wollte – habe ich ein Geheimnis aus meinem Alter gemacht. Ich verachte nämlich eigentlich Leute, die damit kokettieren („Rat doch mal…“) oder ein Mysterium daraus zu machen versuchen („Ich bin 39, schon zum x-ten Mal…“). Das finde ich schlicht und einfach albern, wenn nicht gar würdelos. Und Für-Dein-Alter-bist-Du-aber-noch…-Bemerkungen hinterlassen mich eher konsterniert. Denn – es ist, wie es ist.
Und ich finde dieses Hin- und Her zwischen den Generationen tatsächlich eher spannend. Durch die 70plus-Generation lerne ich Dinge, die ich gerne früher gewusst hätte, und schäme mich manchmal im Nachhinein für meine ungestüme jugendliche Ignoranz und Arroganz gegenüber den Älteren. Und meine 40minus -Filterblase ermöglicht mir, die Denk- und Lebensweise der Jüngeren zu verstehen – für mich eine kostbare Horizonterweiterung, die ich mangels eigener Kinder sonst nie hätte. Schon manches in kopfschüttelnder Stammtisch-Manier ausgesprochene „diese jungen Leute heutzutage“ konnte ich relativ kompetent entkräften… Und vielleicht kann ich auf der anderen Seite auch manchmal ein besseres Verstehen für die 50plus-Welt anschubsen, wer weiß das schon.
Also bleibe ich auch weiterhin gerne „zwischen den Dingen“. Eine Weile wird das ja wohl noch klappen…
* Und natürlich mit einem wunderbaren und wichtigen Kreis von circa gleichaltrigen Menschen – aber die sind nicht Teil des beschriebenen Phänomens und werden deshalb hier nicht erwähnt.
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“Also bleibe ich auch weiterhin gerne „zwischen den Dingen“. Eine Weile wird das ja wohl noch klappen…”
Liebe Uschi,
vielleicht schaffst du es ja sogar für immer. Dazu drücke ich dir ganz fest beide Daumen.
Viele Grüße
Fred