13/24 – statt Adventskalender beame ich mich nun bis Weihnachten jeden Tag an einen Ort, der mit schönen Erinnerungen verbunden ist…
Als Aachener sind wir ja in Richtung Westen ruckzuck an der Nordsee. Mal ernsthaft, was sollen wir auf Sylt? Allein diese Anfahrt!
Sylt, ich geb’s zu, ist nicht so meins. Ich sehe durchaus, was wunderschön ist auf der Insel, aber ich sehe eben auch das andere… Ja, klar haben wir der Vollständigkeit halber auch ein Glas Champagner im Gogärtchen getrunken. Sowas gehört aber für mich zu den lokalen Beklopptheiten, ich fühle mich nicht schöner, besser, wichtiger, weil ich für eine Pfütze Getränk einen Zwanziger bezahle.
Und doch ist unser Sylt-Urlaub 2007 eine schöne Erinnerung, weil wir in einem tollen Hotel in Munkmarsch waren, in dem wir uns sehr wohlgefühlt haben. Und verwöhnt. Und überhaupt. Urlaub mit dem baM* ist eigentlich immer eine gute Sache.
(Meine allerschönsten Sylt-Ferien allerdings fanden in Keitum über Weihnachten und Silvester statt, als ich fünfzehn, frische Beagle-Besitzerin und an noch keinem Erwachsenen-Getue wirklich interessiert war… Ich weiß seitdem, was eine Klöntür ist und daß ich das Meer auch im Winter liebe.)
(Wibke Ladwig – @sinnundverstand – macht das auf Twitter und ich habe die schöne Idee für hier adaptiert.)
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Von 1962 bis 1969 habe ich auf Sylt gewohnt, unterhalb der Nordseeklinik, Uthlandstraße. Bis zu meiner Schule – Gymnasium Sylt, Abitur ’66 – waren es ein paar Minuten Schulweg. Ein Jahr bevor die Sylter Inselbahn eingestellt wurde habe ich da noch als Schaffner während der Sommersaison gearbeitet, ein begehrter & typischer Schüler- und Studentenjob.
Die Straßen nach List und Hörnum waren hinter Kampen und im Süden hinter Rantum noch einspurig mit Ausweichbuchten, daher war auch der Autoverkehr moderat.
Wenn wir im Winter in eine der dann noch geöffneten Kneipen gingen waren die ‘Einheimischen’ unter sich und das Bier, das in der Saison 3 DM gekostet hatte gab es nun für 1,20 DM.
(Die Saison war damals spätestens Ende September vorbei, ein paar wenige Gäste kamen um die Weihnachts- und Silvesterzeit in die damals gefragten Hotels Miramar, Wünschmann, Villa Roth am Strande).
Nur einmal danach war ich als Gast auf der Insel – mit Frau & Kind ’82 …. und was ich schon gefürchtet hatte trat ein: Es war für mich kein Urlaub, ich kannte zu viele der Verflechtungen und Machenschaften die im Hintergrund während der Saison ablaufen.
Dazu der Verkehr und Abgase wie in der Großstadt – und das soll Urlaub sein?
Die stillen, einsamen und verwunschenen Dünengebiete sind heute fest in Händen selbst der Eintagsfliegen (Tagesgäste mit reduziertem Ticket der Bahn), und das was den Charme der Insel ausmachte waren bestimmt nicht Go-Gärtchen, Sansibar und ähnliche Schicki-Micki-Kneipen.
Da lebe ich lieber von der Erinnerung an Sturmtage und die Spaziergänge auf der damals noch nicht von Betonklötzen verschandelten Hauptpromenade bei der Musikmuschel, an denen ich meinen gebraucht gekauften US Militärparka wie Fledermausflügel ausbreitete und mich gegen den Sturm fallen ließ – ohne umzufallen. Das Getöse der hereinrauschenden Wellen in den Ohren und das Prickeln des aufgewirbelten Sandes auf der Haut …! Naturgewalt pur.
Dann bin ich dankbar, dass ich es erleben durfte – und zugleich traurig, weil eine solche Erfahrung heute wohl eher die Seltenheit sein wird.