Der baM* hatte es zuerst, für uns zunächst schwer identifizierbar, da es auch Nachwirkungen seiner Gürtelrose-Impfung hätten sein können. Und ich hab’s dann quasi zum Geburtstag bekommen.

Ich hatte ja vorher immer so ein bißchen gedacht, och, milder Verlauf, das ist doch fast nett, man kann zuhause bleiben und mal lauter Dinge tun, zu denen man sonst nicht kommt… Wie naiv das war.

Im folgenden beschreibe ich meine Symptome von Tag zu Tag – nicht, weil ich mich so gerne in meinen Befindlichkeiten suhle, sondern weil ich ein Beispiel für einen sogenannten milden Verlauf zeigen möchte. Diese Infektion verläuft allerdings bei jedem ein bißchen anders, wie es scheint. Echt hilfreiche Medikamente scheint es nicht zu geben oder die Kassenpatientin bekommt sie nicht, keine Ahnung. Corona ist ein Da-musst-Du-durch – ein Ausgeliefert-Sein, ohne irgendwas wirklich dagegen tun zu können. Das will innerlich auch erstmal verdaut sein…

Symptom-Tag 0 Sonntag

Das Virus kündigt sich um kurz vor 18 Uhr mit einem unfasslich heftigen Schüttelfrost an. Den habe ich die ganze folgende Nacht, er beginnt, sobald ich nur den kleinen Finger unter der warmen Bettdecke (Plumeau im Hochsommer!) hervorstrecke – man stelle sich unter diesen Umständen einen Gang zur Toilette vor… Außerdem heftige Muskel-/Gliederschmerzen, besonders in den Beinen. Abartig.

Symptom-Tag 1 Montag

Bin vollkommen schlapp, habe außerdem einen heißen Kopf – Fieber aber nur 38,5°C – und diese enormen Gliederschmerzen, herrje. Ich nehme ja nur in absoluten Ausnahmefällen mal ein Schmerzmittel, aber dies ist ein Ausnahmefall! Ibuprofen hilft mir ab jetzt zwei Tage und Nächte lang beim Nicht-Verrücktwerden. Und beim schmerzfreien Herumliegen. Mehr geht nämlich gerade gar nicht.

In der Nacht schwitze ich mein komplettes Bett einmal durch, sehr beeindruckend auf eine unangenehme Weise.

Symptom-Tag 2 Dienstag

Ähnlich wie Montag, aber das Fieber ist leicht gesunken. Der Hals beginnt nun, leicht rauh zu werden, und ich huste ab und zu. Ibu bleibt mein bester Freund.

Und unsere lieben Mitbewohner! Die tragen uns alles, was wir brauchen könnten, bis oben vor unsere Quarantäne-Tür, das ist so phantastisch. Und den ersehnten Pfefferminztee besorgt uns eine zauberhafte Lions-Freundin, die ganz in der Nähe wohnt, und legt ihn uns samt Goodie auch oben vor die Tür. Hach.

Die Nacht dann ähnelt der vorigen.

Symptom-Tag 3 Mittwoch

Das Fieber ist weg, wie gut. Ich friere auch nicht mehr. Der Hals ist nicht schlimmer geworden, die Gliederschmerzen sind so gut wie weg. Stattdessen habe ich jetzt – sehr, sehr seltsam – total druck- und berührungsempfindliche Unterschenkel, was das nun soll… Die totale Erschöpfung ist ziemlich unverändert.

Nachmittags fährt der baM* uns zum Testen in „unsere“ Apotheke, wir sind beide positiv – keine Überraschung – und die nette Fachkraft schiebt direkt die PCR-Tests hinterher.

Diese Außer-Haus-Aktion hat uns beide völlig erschöpft und wir ziehen uns wieder in unsere Betten zurück. Ich brauche aber wenigstens keine Ibu mehr – yeah.

Was ist mit Essen? Nun, wir haben beide nicht unseren Geschmackssinn verloren, die Appetitlosigkeit hat das Niveau wie bei einer normalen starken Erkältung,. Ich esse ungefähr ein Drittel meiner üblichen Mengen – hatte mir am Montag eine Portion Pasta mit Thunfisch gemacht, die habe ich heute erst zuende gegessen.

Was ist mit Zeitvertreib? Wenn ich nicht gerade schlafe, dann bin ich froh über Miniserien bei Netflix, die ich jetzt in Ruhe am Stück gucken kann. Das Weltgeschehen blende ich gerade völlig aus, das kriegt mein Seelchen nicht auch noch hin.

Wie zum Hohn ist draußen allerschönstes Wetter… Das wir wenigstens auf Balkon und Terrasse nutzen können. Man muß die kleinen Dinge sehen, nicht wahr?

Symptom-Tag 4 Donnerstag

Hinter mir liegt die erste Nacht mit wieder ziemlich ungestörtem Schlaf, auch kaum geschwitzt. Fühle mich fast erholt, nur diese seltsam schmerzenden Unterschenkel schmerzen noch. Und der Hals.

Ich bin übrigens sehr dankbar, daß ich keine Atemnot hatte bisher! Und jetzt wird sie wohl auch nicht mehr kommen, denke/hoffe ich.

Lust (!) auf Kaffee. Nachdem ich mir den gemacht habe, ist meine vermeintliche Kraft schon fast wieder aufgebraucht, ich sinke k.o. in meinen Balkonstuhl, um etwas Sonne zu tanken. Und um meinem Zugticket und noch mehr einer ganz besonderen kleinen Urlaubsidee hinterherzutrauern, denn heute morgen wäre ich nach Zürich gefahren. Absolutes Scheiß-Timing, Corona!

Der Hals ist rauh, das Schlucken tut ein bißchen weh, ich huste aber wenig und das ist alles auszuhalten. Das Schwindelgefühl von gestern ist auch noch nicht wieder aufgetreten und auch die ständigen Kopfschmerzen scheinen endlich weg zu sein. Dafür zittern heute meine Hände – wie bitte?! –, das habe ich eben beim Schnippeln von ein paar Sachen für einen kleinen Salat gemerkt… Irgendwie kommt immer eine neue Komplikation hinzu. Sehr unheimlich.

Ich habe heute noch zwei Sachen vor: diesen kleinen Report zu beginnen und zu duschen. Mal sehen, wie besonders zweiteres klappt. Jedenfalls habe ich jetzt ungefähr zwei Stunden gewerkelt und muß mich wieder hinlegen – Corona, was für ein Mist.

Abends koche ich uns sogar was, Linsengemüse und etwas Lachs, das geht warm und kalt, da können wir uns jeder was nehmen, wann immer wir Appetit haben.

Symptom-Tag 5 Freitag

Nach störungsfreier Nacht – die ich als regelrechten Luxus empfinde – früh aufgestanden, voller organisatorischem Tatendrang. Kurzer Check: die seltsamen Unterschenkelschmerzen sind ein wenig besser, Hände zittern nicht mehr so stark, Hals und Husten unverändert recht harmlos, keine Kopfschmerzen. Ist das die herbeigesehnte Besserung? Ich trau dem Braten nicht. Und ha! Da ist er wieder, der kleine Schwindel beim schnellen Bewegen… Also doch besser nur einen Grashalm ausreißen, keine Bäume.

Der Kaffee schmeckt und ich gönne mir ein (vielleicht sogar zwei?) Stündchen Normalität am Laptop. Lions-Kram, wichtige Mails beantworten und Gedankenspiele dazu, wie Zürich vielleicht noch zu retten sein könnte.

Das Labor vom PCR-Test schickte – vorgestern abend schon – eine SMS (!) mit dem kurzgefassten Ergebnis und bietet einen Link zum Dokument an. Klicke ich diesen an, bekomme ich die Mitteilung, daß das Dokument noch nicht verfügbar ist und ich es später erneut versuchen soll. Der Link gilt nur 72 Stunden – es soll ja spannend bleiben… Gespannt bin ich auch, wie das Ergebnis dann Einzug in die Corona-Warn-App hält. (Leute, Praxistipp: Links, die erst in einem undefinierten Später funktionieren, sind nicht zielführend, weil der Oberfrust für Eure Adressaten. Ja, immer.)

Heute will ich auch mal Flink ausprobieren. Viele in meinem Umfeld sind ganz begeistert von dem neuen Lieferdienst und wir haben eine kleine Liste gesammelt, die perfekt zum Ausprobieren ist. (Mein Jieper auf Eis, des Mannes Lust auf ein Stück Schokolade…) Das Internet ist in diesen Dingen ein unbestreitbarer Segen! Update: ja, ich bin auch begeistert.

Der Rest des Tages verläuft nicht mehr ganz so kraftlos, ich bleibe angezogen und “auf”, beantworte Mails, schmökere in der “Barbara”, wirkt fast wie gemütlicher Schlendrian. Es wird also allmählich besser. Unser Abendessen ist der Rest vom Linsengemüse mit Lachs, damit habe ich also keine Arbeit. Dank Flink haben wir jetzt auch Schokolade und Eis, das ist schön.

Die dritte Nacht hintereinander, in der ich ziemlich gut schlafe.

Symptom-Tag 6 Samstag

Und wie es scheint, ist maßvoller Husten bei mir das letzte verbleibende Symptom. Ich fühle mich jedenfalls viiiel besser heute morgen. Auch wenn der Kreislauf sich offenbar erst noch wieder ausbalancieren muß. Und natürlich eine gepflegte Selbstüberschätzung treue Begleiterscheinung jedweden Gesünderwerdens ist…

Unsere beiden PCR-Befunde von Mittwochabend liegen immer noch nicht als Dokument vor. Was dauert denn daran so lange, Textbausteine zu einem PDF-baren Schreiben zusammenzuklöppeln?

Symptom-Tag 7 Sonntag

Jetzt scheint sich nicht mehr viel zu ändern – fühle mich ganz o.k., huste mäßig und bin schnell wieder erschöpft, egal was ich tue. Der Selbsttest ist deutlich positiv.

Tag 8 Montag

Sogar schon längeres Kundentelefonat geführt, ist allerdings echt anstrengend. Der Kunde und seine Frau haben übrigens auch ganz frisch Corona. Meine Güte!

Unsere beiden PCR-Befunde von Mittwochabend liegen immer noch nicht als Dokument vor. Das entwickelt sich allmählich zur Digitalfarce.

Selbsttest: positiv. Der baM* im Bürgertest: negativ – Glückwunsch!

Tag 9 Dienstag

Die Phasen des Aufbleibenkönnens werden länger. Vielleicht sollte ich diesen Rhythmus übernehmen ins Normalleben: zwei Stunden was tun, dann eine halbe Stunde ausruhen.

Unsere beiden PCR-Befunde von Mittwochabend haben wir mittlerweile in den Wind geschrieben, das wird wohl nichts mehr. Und ich bin wirklich nicht zu dämlich, um eine mehrstellige “Kunden”-ID und mein Geburtsdatum vorgabenkonform und korrekt einzutippen…. Da hat das ausführende Labor sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Aber ‘ne schicke Website.

Und übrigens hat entgegen den Ankündigungen auch unser Gesundheitsamt nicht angerufen. Gut – nicht, dass das konkret irgendwas geholfen hätte, aber es ist schon bemerkenswert, wie unser eigentlich regulierungswütiger Staat uns in Pandemiesachen einfach wurschteln lässt. Uns quasi nicht unterstützt. Schande!

Corona hat meinen Geburtstag kaputtgemacht. Es hat eine wunderschöne schwesterliche Urlaubsidee geschrottet. Und aufs CHIO hätte ich auch nicht gekonnt. Ich bin wegen all dem sehr traurig.

Wenn ich aber morgen zum offiziellen Test gehe und dann ja möglicherweise durch bin, werde ich erleichtert sein… Daumen drücken, bitte!

Tag 10 Mittwoch

Negativ! Uff.

(Ende.)

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