Ich kann mir meinen Vater nicht als 80-Jährigen vorstellen. Würde er noch Golf spielen und Bridge und praktische Dinge aus Plexiglas für uns basteln? Jedes eventuell nochmal brauchbare Schräubchen in seinem wohlgeordneten Werkzeugkeller aufbewahren? Würde er ein gefragter Arbeitsrechtsexperte geblieben sein und trotz seines Ruhestands Vorträge halten? Wäre er jetzt weißhaarig und ein bißchen unsicherer in seinen Bewegungen? Wäre seine einschüchternde Besserwisserei zu einer sanfteren Altersweisheit geworden? Würde er noch sein Helmut-Lachen lachen?

Wir wissen es nicht. Als er mit 62 Jahren verunglückte, war meine Mutter – auch dieses Detail fühlt sich für mich merkwürdig an – nur ein Jahr älter als ich es heute bin. Er zu jung, sie zu jung. Wir alle zu jung für diesen Schock.

Heute würde mein Vater seinen 80sten Geburtstag feiern. Ich gebe mich daher kurz einer von meinem Mann und mir gepflegten, zugegebenermaßen kindischen, aber dennoch herzerwärmenden Lieblings-Phantasie hin: unsere beiden feierfreudigen Väter (die sich im wahren Leben nicht kennenlernen konnten, weil sie nicht mehr lebten, als wir uns trafen) oben im Himmel gemeinsam an einer langen Theke und von dort aus beobachtend, ob wir hier unten unsere Sache gut machen… Prost!

 

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