Ich kann mir meinen Vater nicht als 80-Jährigen vorstellen. Würde er noch Golf spielen und Bridge und praktische Dinge aus Plexiglas für uns basteln? Jedes eventuell nochmal brauchbare Schräubchen in seinem wohlgeordneten Werkzeugkeller aufbewahren? Würde er ein gefragter Arbeitsrechtsexperte geblieben sein und trotz seines Ruhestands Vorträge halten? Wäre er jetzt weißhaarig und ein bißchen unsicherer in seinen Bewegungen? Wäre seine einschüchternde Besserwisserei zu einer sanfteren Altersweisheit geworden? Würde er noch sein Helmut-Lachen lachen?
Wir wissen es nicht. Als er mit 62 Jahren verunglückte, war meine Mutter – auch dieses Detail fühlt sich für mich merkwürdig an – nur ein Jahr älter als ich es heute bin. Er zu jung, sie zu jung. Wir alle zu jung für diesen Schock.
Heute würde mein Vater seinen 80sten Geburtstag feiern. Ich gebe mich daher kurz einer von meinem Mann und mir gepflegten, zugegebenermaßen kindischen, aber dennoch herzerwärmenden Lieblings-Phantasie hin: unsere beiden feierfreudigen Väter (die sich im wahren Leben nicht kennenlernen konnten, weil sie nicht mehr lebten, als wir uns trafen) oben im Himmel gemeinsam an einer langen Theke und von dort aus beobachtend, ob wir hier unten unsere Sache gut machen… Prost!
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Ich empfinde solche Gedanken nicht als kindisch. Sie sind unsere Stütze im Leben, denn mit jedem Tag, den wir leben, rücken wir näher an die, die vor uns gegangen sind. Wir brauchen das empfinden, dass das noch was ist. Es hält uns, tröstet und ist einfach schön .
Ich erinnere mich an den Tag als ich nach Hause gekommen bin, und Deine Mutter in der Tür stand, als wäre es gestern. Er ist in meiner Erinnerung so wie auf dem Foto. So soll es sein.
Danke, Uschi, für diesen schönen Text. Kindisches kann ich auch nicht entdecken, nur schöne Gedanken, die mich sehr berühren. Es ist erst 2 Jahre her, dass ich spontan in Tränen ausbrach, als mir ein Mann begegnete, der meinem Vater (vor 11 Jahren gestorben) ähnlich sah – mit dem richtigen Ehmke-Bart. Ich denke oft an ihn und an meinen Schwiegervater, der auch nur 62 Jahre alt wurde…und es gibt immer noch Einiges, was mein Mann und ich im Gedenken an unsere Väter tun: bestimmte Musik hören, zu-prosten … Und manchmal, wenn ich was Handwerkliches gut hingekriegt habe, sage ich: “Schau mal, gell, jetzt bist du stolz auf mich …” Und jetzt geh ich ein bißchen Weinen…
Ein sehr schöner Gedanke ist das. Wer weiß, vielleicht ist es wirklich so. 😉
LG
Ich finde deine/eure Gedanken nicht kindisch. Mir geht es wie Geli. Die Gedanken sind eine Stütze in unserem Leben. Meine Mutter starb vor 11 Jahren und ich denke oft auch an sie, wie sie heute von oben uns und unsere Kinder beobachtet und ihnen vielleicht in der einen oder anderen Situation hilft.
Schöne Phantasie, die ich kenne. Mein Vater bleibt ewig 37 und ist damit inzwischen jünger als ich. Ein langsam etwas komisch anmutendes Bild.
Überhaupt nicht kindisch liebe Uschi. Meine Mutter ist leider auch viel zu früh mit 63 Jahren verstorben.
LG Sabine
Liebelein,eine weitere Gemeinsamkeit… mit 62 geht der liebste Mann, bis er von einem neuen liebsten Mann ersetzt wird.
Zwar habe ich ja meinen Vater noch, aber dank seinem 91jährigen Zustand, der nicht mehr der beste ist, sind es auch schon wehmütige Erinnerungen, die ich an ihn habe und an bessere Zeiten…
Ja mache lieben Menschen gehen leider viel zu früh von uns. Aber ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Ob es “da oben” eine Theke gibt, weiss ich zwar nicht, aber eine schöne Vorstellung 😉 Ich glaube unsere Lieben können schon mal einen Blick werfen auf uns hier unten, solange sie nicht neu inkarniert sind. Ich denke auch, dass man durchaus eine Verbindung zu den Ahnen haben kann, habe da auch schon eigene Erfahrungen gemacht, die man aber nicht in Worte fassen kann. Insofern: Feiert zusammen mit Euren Vätern, ich bin sicher, sie werden es wissen 🙂
Viele schöne Gedanken habt Ihr noch hinzugefügt, das gefällt mir gut. Nach so vielen Jahren, die ich – eher das Papakind – nun Zeit hatte, mich an die Unabänderlichkeiten zu gewöhnen, ist es auch nicht mehr diese tief schmerzende Trauer der ersten Jahre, sondern inzwischen tatsächlich Wehmut – das Wort von Angela trifft es genau. Und damit kann ich leben.
Es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater schon so früh verloren hast. Mein Papa, 83 Jahre alt, hat uns vor 5 Jahren ganz plötlich verlassen. Er war immer ganz besonderes…und bleibt er immer ein besonderer Mensch in meinem Leben.
Prost!
LG Claudia