Aus heutiger Sicht war Corona ja nur ein erstes deutliches Problem unserer Jetztzeit. Damals allerdings dachten wir, sie geht unter, die Welt…
Seit Corona jedenfalls wird „alles“ irgendwie immer noch schlimmer statt endlich mal wieder besser – Krisen in der Politik, Kriege an zu vielen Stellen und die wahrhaftig existentielle Katastrophe über unser aller Köpfe, von der wir viel zu abgelenkt sind durch den ganzen anderen Scheiß. Den übrigens zumeist Männer mit zu viel Macht verursachen, aber das hier nur am Rande.
Wie sollen wir das nur aushalten – und unser Leben mit einer wenigstens minimalen Grundzuversicht weiterführen?!
Ich weiß, ich bin mit diesem Gefühl nicht allein, denn in manchem ehrlichen Gespräch kommt nach einer Weile das umfassende Unbehagen zutage, das wir alle – zuallererst vor uns selbst – in irgendeiner inneren Tiefe verbergen, um es nicht ständig wahrnehmen zu müssen.
Ich persönlich versuche es seit einiger Zeit mit sehr bewusster Nachrichtenvermeidung. Ich bin dabei ein bißchen wie eine Schwimmerin, die sich oben bewegt, als wäre nichts, und unter Wasser mit den Füßen die Dinge unten zu halten versucht, die sie nicht hochkommen lassen will… Oberflächlichkeit, aber nicht als Charakterschwäche, sondern zum Erhalt von wenigstens einem Stückchen Seelenfrieden in dieser komplett aus den Fugen geratenden Welt.
Es ist nicht ideal und es gelingt auch nicht so richtig gut.
Aber ich weiß gerade nichts Besseres.
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Genau so mache ich es auch. Ich schaue kaum noch Nachrichten, weil es mich runterzieht. In meinem Leben habe ich immer die Dinge am schlechtesten ertragen, die ich nicht ändern konnte. Dehalb ist das Vermeiden von Nachrichten keine Ignoranz, sondern reiner Selbstschutz.
Die Schwimmerin ist ein überaus passendes Bild, vielen Dank dafür.
Ich habe mir vor einiger Zeit auf Mastodon neben meinem privaten Account einen zweiten eingerichtet für alles, was mit der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage zu tun hat. Den öffne ich nur, wenn ich mich mental stabil genug fühle. Und ja, ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich zu oft zu viel unten halte, aber meiner psychischen Gesundheit tut die Trennung verdammt gut.
Sie und Bertolt Brecht(und ich)einer Meinung!!!
Hallo Uschi,
du sprichst mir aus dem Herzen. Ich weigere mich auch seit längerer Zeit, irgendwelche Nachrichten im TV anzuschauen. Ich lese im Teletext oder Internet mal kurz so drüber, Kämpfe/Kriege lasse ich aber außen vor. Auch in der Wochenend-Ausgabe der Tageszeitung überlese ich solche Infos. Ich will mich in meinem restlichen Leben nicht mehr aufregen. Ich habe ja auch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel als du.
Naja, so ganz gelingt es aber halt auch nicht. Aber ich arbeite dran.
Was mich an den Nachrichten – egal, ob TV, Radio, Print, Online – am meisten stört, dass heutzutage sehr oft Haltung und Meinung mitschwingt in der Meldung. Ich versuche, mich über Politik und Weltgeschehen in eher wirtschaftlich orientierten Medien zu informieren. Da ist die Sprache oft nüchterner und ich fühle mich eher imstande, mir meine eigene Meinung zu bilden. Für Kultur hab ich mir bei Twitter eine Liste von Medien gemacht, die ganz erträglich ist für mich.
Nachrichten konsumiere ich auch nur noch in kleinen Dosen. Ich finde es für mich wichtig, einigermaßen informiert zu sein, was so in der Welt passiert. Und generell will man ja auch wissen, was die Politik so treibt und nicht erst kurz vor der Wahl anhand Wahlversprechen entscheiden. Da gefühlt leider nur über negative Ereignisse berichtet wird, bekommt man bei zu viel Input schnell schlecht Laune. Das hilft keinem, also gibt es einen gedanklichen Türsteher mit Gästeliste und Maximallast – der sortiert und reglementiert zuverlässig.
Ich versuche auch, die Nachrichten in kleinen Dosen zu konsumieren. Vielleicht liegt die Antwort irgendwo zwischen bewusster Nachrichtenvermeidung und dem Mut, auch das Unangenehme anzusehen und anzupacken. Ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen, auf der Suche nach einem Weg, unsere innere Balance in einer aus den Fugen geratenen Welt zu finden.