Bitte holt keinen Champagner – wir haben hier heute ein Einjähriges zu “feiern”, das wir uns so nie vorgestellt hatten.

Seit dem 24. Oktober 2022 nämlich ist hier im Soerser Weg wegen einer großen, hin und her wandernden Baustelle die Durchfahrt nicht nur verboten, sondern zeitweise tatsächlich nicht möglich. Das erspart uns zwar einerseits viele der üblichen Schleichweg-Raser (immer noch nicht alle wollen die Schilder verstehen und probieren es trotzdem), macht aber andererseits unser Leben als Anwohner viel, viel umständlicher. Die Baustelle beschert uns längere Wege und kostet uns mehr Zeit. Seit einem Jahr.

Informationen seitens der Stadt oder seitens der ausführenden Baufirma bekommen wir freiwillig so gut wie keine. (Kleiner Einschub aus professioneller Sicht: Wann wird das endlich mal gelernt, daß betroffene Bürger viel kooperativer und geduldiger sind, wenn man sie nicht wie unmündige Dummerchen behandelt, sondern sie die Vorgänge verstehen lässt? Ab und zu mal ein freundlicher, informativer Zettel in die Briefkästen, aufwendiger müsste es ja gar nicht sein.) Momentan ist jedenfalls unten die Kreuzung zur Merowingerstraße für den oberen Teil des Soerser Weges zu, also richtig zu – wie lange das noch dauert und was dann als nächstes passiert, weiß hier niemand. Der ortskundige Verkehr umfährt die Sperrung durch die enge Karolingerstraße, das sorgt dort bestimmt auch für Freude.

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Mit Entsetzen sehen wir unsere schöne Straße sich verwandeln in ein hässliches Patchwork aus teils alten, teils neueren und ganz neuen, hoffentlich nur provisorischen Asphaltflicken, mit gefährlich un(ter)beschilderten Fräskanten quer über die Straße und riesigen Materialhaufen auf zerstörten Bürgersteigen, mittendrin immer mal wieder eine festgekettete, rostige Baggerschaufel oder ein mobiles Klo. Bei uns zahlreichen Anwohnern – der Soerser Weg ist über viele kleine Privatwege bis in die zweite und teilweise sogar dritte Reihe bebaut, ein wahrer Zusteller-Albtraum – macht sich hilflose Genervtheit inzwischen deutlicher bemerkbar als zu Anfang. Damals, als alles noch zügig und geordnet vonstatten zu gehen schien und wir dachten, och, die sind ja schnell, bis zum CHIO werden sie ja wohl fertig sein… Das Reitturnier ist längst vorbei und wir ringen tapfer um Langmut, was bleibt uns auch anderes übrig.

Zum voraussichtlichen Fortgang der Dinge haben auch befragte Bauarbeiter keine Antworten, sondern meistens nur ein Schulterzucken und gelegentlich schlaue Tipps wie “Dann fahren Sie doch mit dem Rad über den Bürgersteig” zum Fräskantenproblem – da war ich noch nicht selbst drauf gekommen, haha. Ich persönlich lernte übrigens eine der doppelten Fräskanten schmerzhaft kennen, als ich mit dem Fahrrad bergab und deshalb recht schnell darüberfuhr, weil ich nach vorne statt auf den Boden guckte – wie dumm von mir… Jedenfalls hören wir mit etwas Glück wenigstens ab und zu beim Bäcker, was die stets gutgelaunte Verkäuferin von den Arbeitern erfahren konnte und uns dann netterweise weitererzählt, und hangeln uns so von Hörensagen zu Hörensagen. Seit einem Jahr.

Von der Teamleitung Straßenbau der Stadt Aachen bekam ich aber dann tatsächlich vor kurzem – nach wiederholten E-Mails und immerhin nur vier Wochen nach Fragestellung – die Antwort, daß die nunmehr laufenden Wiederherstellungsarbeiten “voraussichtlich bis zum 1. Quartal 2024 fertiggestellt” sein sollen. Eine sehr sybillinische Zeitangabe, die strenggenommen Ende Dezember besagt, aber möglicherweise Ende März bedeuten möchte…

Acht Monate waren für “unsere” Großbaustelle ursprünglich angekündigt und ich dokumentiere hier, wie sehr das am Ende nicht gestimmt haben wird.

Ja, ja. Wir wissen, diese Arbeiten müssen sein,
aber trotzdem: seufz.

Die besagte E-Mail der Stadt als PDF – ist ja eine Info für uns alle.
Alle bisherigen Baustellenreports auf einen Blick.

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